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Neue Rechte | Krah, Kubitschek und Co: Wie tickt die extrem rechte Intelligenz?

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05.10.2025

Allein wegen des Gruselfaktors lohnt sich ein Blick in die – arg reißerische – Doku Die Höcke-Jugend – wie sich der radikale AfD-Nachwuchs neu formiert, zu finden in der ARD-Mediathek. Ein braun gebrannter Björn Höcke macht mit Jugendlichen Zweiradtouren und gibt Autogramme. Er sammelt junge Leute und schwört sie gegen die Demokratie ein, lächelnd, mit weichen Lippen und stahlblauem Blick. Im November soll die neue AfD-Jugend gegründet werden, diesmal nicht als Verein, sondern als Jugendorganisation der Partei, möglicher Name: „Deutschland-Jugend“. Planvoll gehen die sogenannten Neuen Rechten vor, auch wenn sie über den Weg in die Neue Unfreiheit streiten. „Wir müssen die Masse gewinnen“, wusste schon Joseph Goebbels, „haben wir einmal die Masse, dann wird die Intelligenz von selbst einschwenken“.

Die extrem rechte Intelligenz von heute liebt Nazi-Theoretiker wie Carl Schmitt und deutsche Dichter und Denker wie Ernst Jünger oder Gottfried Benn: „Halte dich nicht auf mit Widerlegungen“. Auf dem Sommerfest des rechtsextremen Antaios-Verlags in Schnellroda sonnt sich der Vordenker Götz Kubitschek in seiner bildungshubernden, jacketttragend aggressiven Behäbigkeit. Der Bundesregierung liegt dazu eine (noch unbeantwortete) Kleine Anfrage der Linken vor. Kubitschek erklärt seinen Fans die rechtsextreme Welt, hat aber ein Problem mit dem Zuhören – wenn sein Gast auf dem Podium redet, sitzt er wie auf Kohlen, weil doch niemand so schlau sein kann wie er.

Das gilt umso mehr, wenn der Gast eine Frau ist, etwa die extrem rechte Philosophin Caroline Sommerfeld, die sich ebenfalls wahnsinnig witzig findet, seltsam abgehackt spricht und in ihrer katholisch missionierenden Art verstörend an die woandershin missionierende, viel jüngere Greta Thunberg erinnert: komplett befangen, verblendet wie ein Geisterfahrer, der alle Andersfahrenden der Verblendung zeiht. Gedankenaustausch ist für Missionierer erst erfolgreich, wenn der andere die eigenen Thesen vollständig adoptiert.

Auf dem Antaios-Banner prangen die Benn-Worte „Habe Mangel an Versöhnung. Schließe die Tore. Baue den Staat“. Der Arzt und Dichter sprach sie am 24. April 1933 im Radio, Titel Der neue Staat und die Intellektuellen, am Anfang fand er Hitler noch, Entschuldigung, geil.

Extrem Rechte klauben sich........

© der Freitag