Rinderzucht gut fürs Klima? Wie die Fleischlobby den Klimadiskurs manipuliert
Das Feuer, das am Monatsanfang 500 Hektar der Hügellandschaft Dartmoor in der südwestenglischen Grafschaft Devon zerstörte, sollte eigentlich gar nicht möglich sein. Es dürfte keine brandgefährdete Landschaft sein. Aber Schafe, Rinder und Ponys haben sie dazu gemacht. Die Tiere fressen gezielt die kleinen nachwachsenden Bäume und verhindern so die Rückkehr des gemäßigten Regenwaldes, der nur sehr schwer entzündbar ist. Dagegen brennen Moorgras, Farnkraut und Heidekraut, die die abgeholzte Landschaft bedecken, bei Trockenheit wie Zunder.
Die Kohlendioxid- und Rauchwolke, die der Brand freisetzte, ist eine der vielen Auswirkungen der Weidehaltung von Nutztieren. Aber in jüngster Zeit haben mehrere Filme, Prominente, Politiker, Milliardäre und rechtsextreme Podcasts versucht, uns davon zu überzeugen, dass Rinder und Schafe gut für die Atmosphäre und den lebenden Planeten sind. Die Geschichte, verpackt in romantischen Landhausstil, ist derzeit die aktivste und verführerischste Front der Klimawissenschaftsverleugnung. Sie wird stark von der Fleischindustrie gefördert, die genauso skrupellos und machiavellistisch ist wie die fossile Brennstoff-Industrie. Sie sät Verwirrung unter den Bürgern, die verzweifelt versuchen, in einem Zeitalter der Fehlinformation das Richtige zu tun.
Tatsächlich sind Rindfleisch und Lamm die landhungrigsten und klimaschädlichsten aller landwirtschaftlichen Produkte. Die Klimaauswirkungen reichen von Methan und Distickstoffoxid, die von den Tieren ausgestoßen werden, bis hin zu den riesigen Gebieten, die sie zum Grasen benötigen. Dort könnten sonst wilde Ökosysteme entstehen, die weitaus kohlenstoffreicher sind, etwa Wälder und Feuchtgebiete. Wie üblich gilt das Brandolini-Gesetz: Solche Geschichten zu widerlegen, ist aufwendiger, als sie zu verbreiten.
Gerade geht es wieder los. Innerhalb von einer Woche wurden zwei Studien........
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