Die Lust an der Provokation
Frauen treiben sich Fleischerhaken durch die Haut, zapfen sich Blut ab oder lassen sich tätowieren. Einer wird ein Stück Haut aus dem Körper geschnitten, es wird gebraten und gegessen. Nackte Performerinnen werden an ihren Haaren in die Luft gezogen. Geschlechtsteile werden nicht nur explizit gezeigt, sondern richtiggehend inspiziert.
Kein Fiebertraum, sondern Bühnenrealität, inszeniert von der Wienerin Florentina Holzinger.
Ihre Performances lassen niemanden kalt, die Reaktionen reichen von Abscheu und Ekel über peinliche Betroffenheit bis zu absoluter Begeisterung. Es ist Kunst, die verstört, die fasziniert, bei der die Grenzen verwischen. Dass sich dabei immer wieder so manche:r Zuschauer:in rasch aus dem Saal begibt, um den Mageninhalt gerade noch rechtzeitig im Klo zu entsorgen, soll nicht verschwiegen werden.
Aber immerhin gibt es Triggerwarnungen: Hinweise auf explizite sexuelle Handlungen, Darstellungen sexualisierter Gewalt, echtes Blut, Kunstblut, Piercing-Vorgänge und Verwundungen, Stroboskopeffekte und extreme Lautstärke. Altersfreigaben ab 16 oder 18 Jahren sind bei Holzingers Aufführungen Standard.
Ist es pure Lust an der Provokation, die Holzinger antreibt? Sieht sie eine Notwendigkeit, gesellschaftliche Brennpunktthemen auf diese Art aufzuzeigen?
In einem Interview mit dem Standard vom März 2023 sagte sie: „Es stört mich nicht, Leute mit etwas Unangenehmem zu provozieren.“........
© Wiener Zeitung
