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Community Nurses: Wer hilft, wenn der Alltag zu viel wird?

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27.06.2025

Michaela Hudetschek-Kührer sitzt gut gelaunt in einem kleinen Büro in Hollabrunn. Das Zimmer wirkt wie eine Zwischenlösung: weiße Wände, ein Schreibtisch mit Papierstapeln, ein Regal voller Ordner. Die 33-Jährige strahlt Herzlichkeit und Energie aus – trotz der Doppelbelastung als frischgebackene Mutter. „Ich habe freie Zeiteinteilung. Das genieße ich sehr“, sagt sie und rückt einen Flyer zurecht. „So kann ich meinen Arbeitstag planen, und dass ich für Familie und Menschen vor Ort da bin.“

Michaela arbeitet als Community Nurse – ein Beruf mit vielen Facetten und Verantwortung. Sie betreut über 4.000 Einwohner:innen in der Stadt Hollabrunn und 21 Katastralgemeinden, gemeinsam mit einer Kollegin. „Wir haben 40 Wochenstunden, die wir uns teilen“, sagt sie im Gespräch mit der WZ. Der Job ist flexibel, aber fordernd. „Ich habe keinen starren Dienstplan wie im Krankenhaus. Ich kann selbst entscheiden, wann ich zu welchem Haus fahre. Das gibt mir nicht nur Freiheit, sondern auch die Möglichkeit, individuell auf Bedürfnisse einzugehen.“

Die Nähe zu den Menschen schätzt sie besonders. „Man kommt in die Haushalte, lernt Familien kennen, wird Teil einer Lösung. Das ist etwas ganz anderes als im stationären Bereich.“ Sie erzählt von Besuchen, die zwei Stunden oder länger dauern. „Da sitzt man mit einer älteren Dame am Küchentisch. Es geht nicht nur um Blutdruck oder Pflegegeld, sondern ums Zuhören, um Ängste, um Einsamkeit.“ Denn dafür hat der Hausarzt keine Zeit ­– sofern es in der Nähe überhaupt eine Praxis gibt.

Besonders eindrücklich ist Manuela ein Fall in Erinnerung geblieben: ein älteres Ehepaar, die Frau pflegt ihren demenzkranken Mann und ist mit der Situation zunehmend überfordert. „Manchmal reicht ein kleiner Impuls, ein Anruf oder ein E-Mail an die richtige Institution wie etwa „Essen auf Räder“ – und die Situation entspannt sich.“ Und was viele nicht wissen: Die Hilfe ist kostenlos. „Uns bezahlt die Gemeinde, das Land.“

Das Modell Community Nursing startete 2022 als EU-finanziertes Pilotprojekt. Mit 54,2 Millionen Euro wurden 270........

© Wiener Zeitung