Wenn Katzen trösten: Tiergestützte Pflege im Hospiz
Milla putzt sich konzentriert die Pfoten. Dabei leckt sie die Schwanzspitze der an sie angekuschelten Malina gleich mit. Plötzlich unterbricht die schwarze Katze die Fellpflege, lauscht und blickt den Gang hinunter. Hat jemand gerufen? Milla springt davon und verschwindet durch eine offenstehende Tür am Ende des Korridors. Die zurückgelassene Malina blinzelt. Sie streckt sich, macht sich auf die Suche – und wird fündig. Soeben hat eine Heimbewohnerin auf einem Sessel Platz genommen und Malina hüpft ihr auf den Schoß. Jetzt schnurrt die Tigerkatze unter streichelnden Händen wie ein Sägewerk und wer genau hinsieht, bekommt das Gefühl, dass die dunkelhaarige Frau am liebsten mitschnurren würde.
Milla und Malina verbreiten gute Stimmung in schweren Lebenslagen. Sie leben im Hospiz Rennweg im dritten Wiener Gemeindebezirk. Die Einrichtung der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis bietet Palliativversorgung, betreut also schwerstkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige. Katzen unterstützen sie dabei seit der Gründung im Jahr 1995. Anders als etwa Therapie-Hunde seien die Stubentiger zwar nicht speziell ausgebildet, „doch der Alltag in unserer Einrichtung zeigt, dass Milla und Malina den Menschen guttun“, sagt Unternehmenssprecherin Sabina Dirnberger-Meixner zur WZ beim Besuch des Hospizes. „Unsere Bewohner und Bewohnerinnen zeigen Freude, wenn eine Katze sie mit dem Kopf anstupst oder im Zimmer besucht. Sie genießen das haptische Erlebnis des Streichelns oder fokussieren auf die Aktivität der Tiere.“
Tierische Helfer:innen haben therapeutische Tradition. Der wohl dienstälteste Gefährte in diesem Bereich ist der Blindenhund. Schon eine Wandmalerei in der antiken Stadt Herculaneum am Golf von Neapel zeigt einen Mann, der von einem Hund geführt wird. Heute gibt es Signalhunde für Menschen mit Hörbehinderungen oder Assistenzhunde, die Diabetiker:innen auf eine Unterzuckerung aufmerksam machen. Mit Delfinen werden Erfolge bei jungen Menschen und Kindern im Autismus-Spektrum erreicht, während Alpakas, Esel und Kleintiere sich in Senior:innen- und Pflegeheimen bewähren. „Tiere finden großen Anklang bei Menschen, die durch Worte nicht gut zu erreichen sind. Speziell in der Demenzbehandlung erzeugen sie einen positiven emotionalen Effekt. Vielleicht hatte man als Kind ein Tier, man kann es füttern, seine Anwesenheit........
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