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Entdecken US-Forscher:innen jetzt Europa?

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26.05.2025

Europa kämpft seit Jahren darum, in Wissenschaft und Innovation mit den Vereinigten Staaten Schritt zu halten. Die Neuausrichtung der US-Forschungsagenda mit ihren drastischen Budgetkürzungen ist eine strategisch günstige Gelegenheit. „Holt Spitzenforschung aus den USA nach Europa!“, appellierte kürzlich der Vizepräsident des Europäischen Forschungsrats, Gerd Gigerenzer, an die Länder. Bald darauf gab die EU bekannt, eine halbe Milliarde Euro für die Jahre 2025-2027 bereitzustellen, um von US-Präsident Donald Trump vergraulten Forscher:innen Karrieren in der EU anzubieten und „Europa zu einem Magneten für Forscher zu machen“, kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an.

Doch wie groß ist das Interesse, Karrieren nach Europa zu verlagern? Und sind 500 Millionen genug Geld, um Forschende aus den USA nicht nur zu holen, sondern auch zu halten?

Jenna Guthmiller ist außerordentliche Professorin für Immunologie an der University of Colorado in Denver. Sie erforscht die menschliche Immunität gegen Grippevieren und publiziert derzeit ihre ersten wichtigen Studien in renommierten Fachjournalen, für sie kommen Trumps Kürzungen daher zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt. „Auf einmal stehe ich vor einer Mauer“, sagt Guthmiller im Videocall mit der WZ. „Ich bin voraussichtlich doppelt betroffen, sowohl in der Impfstoff- als auch in der Viren- und Pandemieforschung, die beschnitten wird“. Noch seien ihr zwar keine Gelder abgezogen worden, „aber in sechs Monaten könnte es anders aussehen. Vor diesem Hintergrund wären berufliche Möglichkeiten in Europa sehr attraktiv.“

Die junge Mikrobiologin betont allerdings, dass etwaige Karrierechancen in der EU längerfristig finanziert sein müssten. „Die USA sind führend in vielen Bereich der Innovation, es arbeiten viele wirklich smarte Leute hier in den Wissenschaften, und ich vermute, dass Europa nicht die Ressourcen hat, um besonders viele von uns zu nehmen“, erklärt Guthmiller.

Trump kürzt Forschungsgelder insbesondere bei Gesundheits-, Klimawandel-, Agrar- und Diversitätsforschung. Allein die Einschnitte bei den National Institutes of Health (NIH), der größten Forschungsförderagentur der USA, sollen laut dem Science & Community Impacts Mapping Project (SCIMaP) zu einem jährlichen Verlust von 68.000 Stellen führen. Dennoch sind die USA nach........

© Wiener Zeitung