menu_open Columnists
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close

Wahl: Es ist nicht „alles gut“ im Ruhrgebiet und anderswo

10 0
yesterday

Essen. Ein Land, das im Frust zu ersticken droht, hat gewählt. Dass die AfD ausgerechnet in Gelsenkirchen feiert, ist dabei kein Zufall.

„Alles gut!“ ist so ein prädikatsloser Neusprech-Ausdruck, mit dem man heutzutage kurz und knapp auf Entschuldigungen aller Art reagiert. Gedankenverloren lasse ich die Tür los, ohne die junge Frau hinter mir zu beachten. „Tut mir leid“, sage ich. „Alles gut“, reagiert sie routiniert. „Alles gut?“, entgegne ich empört. „Wie kommen Sie darauf?“ Ich werde laut: „Trump zerstört gerade die Demokratie im eigenen Land und den Westen als Ganzes, Deutschland ist umzingelt vom Rechtspopulismus in Europa, und in unserem eigenen krisengeschüttelten Land sieht es mit Blick auf die AfD auch nicht besser aus. Nichts ist gut, gar nichts!“

Sie ahnen es, liebe Leserinnen und Leser, dieser Dialog hat so nicht stattgefunden. Aber irgendwann muss er raus, der Frust, bei mir, bei Ihnen, bei uns allen. Frust – den gibt es gerade im Überfluss.

Mindestens 82 Prozent Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl sehen aus, als hätte die Demokratie ein Fest gefeiert. Doch das wäre eine zu oberflächliche Betrachtung. Denn Deutschland erlebt eine Pessimismus-Eskalation. Eine übergroße Mehrheit der Bevölkerung, so zeigen Umfragen, glaubt nicht an eine gute Zukunft, und das ist Gift für jede liberale Demokratie, zu deren Wesen Pluralismus und Konsens gehören – ein Konsens, der am Ende zu guten Lösungen führen soll, der Zukunft sichern soll. Doch wo sind sie, die guten Lösungen? Die Ampel, die sich vor drei Jahren selbst „Zukunftskoalition“ nannte, hat kaum welche aufzeigen können.

Krieg in Europa, die Stagnation der Wirtschaft, ungelöste Migrationsfragen, terroristische........

© Westfalenpost