Die „linke Begeisterung für nationale Bewegungen“ sei ein „Irrweg“, schreibt Frank Jöricke in einem Beitrag für den Freitag. Nein, sie ist eine Phantasie, die nur in seinem Kopf existiert. Was er ausbreitet, ist zudem seltsam konfus: „Hier die bösen Kolonialisten, dort die guten Kolonialisierten“, beschreibt er die Weltsicht der „linken Nationalisten“ – was denn nun, Nationalismus oder Antikolonialismus? Bin ich ein Nationalist, wenn ich den Kolonialismus ablehne? Und, sorry, ist Kolonialismus nicht wirklich sehr böse?

„Chile unter Allende war gut, Chile unter Pinochet böse“ ist auch so ein verwirrter Satz. Sorry, dieser Satz, dessen Aussage Jöricke aus mir unerfindlichen Gründen verhöhnt, ist absolut wahr. Und hat mit der Frage, ob jemand ein Nationalist ist oder nicht, überhaupt gar nichts zu tun. In diesem Fall auch damit nicht einmal, ob Allende oder Pinochet oder beide Nationalisten waren. Warum hat Jöricke seine Suada nicht wenigstens auf die antikolonialen Befreiungsbewegungen beschränkt, deren Nationalismus ja außer Frage steht? Gandhi zum Beispiel war Nationalist. „Vater der Nation“ wurde er in Indien genannt. Spricht das aber gegen Linke, die Indiens Befreiung von der britischen Kolonialherrschaft begrüßt haben?

Die Verwirrung ist wahrscheinlich kein Zufall, sondern rührt daher, dass Jöricke wohl hauptsächlich in die Diskussion unter Linken um Israel/Palästina eingreifen will. Da wird sein Nationalismusvorwurf nämlich zum Bumerang und das wird er mindestens geahnt haben. Doch dazu später.

Zunächst einmal, wenn ich eine Bewegung unterstütze, die sich von einer Kolonialmacht befreien will und das nur nationalistisch glaubt tun zu können, werde ich dadurch nicht selbst zum Nationalisten. Und natürlich unterstütze ich sie. Hätten linke Deutsche eine Chance gehabt, die Hereros in Südwestafrika vor dem Genozid zu bewahren, sie hätten sich doch nicht hingestellt und gesagt, ja, aber erst mal, liebe Hereros, müsst ihr mir beweisen, dass ihr keine Nationalisten seid.

Aber die Sache........

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