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Rapper Maurice Conrad: „Alice Weidel wird von der AfD abgesägt und ersetzt werden“

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Wir treffen uns im Kuzo. Prenzlauer Allee 48. Es ist Maurice Conrads Lieblingsrestaurant. Conrad wünscht sich Frühlingsrollen, alkoholfreies Bier und eine vegane Pho. Im Hintergrund läuft sanfter Jazz. Es klingt ganz anders als Conrads eigene Musik mit spaßig politischen Rap-Lines wie „Es ist CSD in Sonneberg und die AfD empört / Überall ist Party, weil den Landrat unsere Party stört“.  Welcher Mensch steckt hinter diesen Thüringer Pride-Zeilen und dem Motto „mach Deutschrap gay“? Und was würde er wohl Alice Weidel, Haftbefehl und Bushido sagen, falls er sie mal träfe?

Maurice Conrad, warum ziehen Sie von Mainz nicht komplett nach Berlin, wo Sie doch sowieso viel Zeit hier verbringen?

Im Schnitt komme ich so einmal pro Woche nach Berlin, manchmal auch zweimal. Mainz und Berlin sind meine beiden Lieblingsstädte in Deutschland. Mainz ist meine Heimat, war immer schon toll und wird gerade noch besser. Aber Berlin hat mehr zu bieten, was Kulturräume angeht. Ich finde auch den Kontrast geil, beides zu haben.

Nach Berlin kommen Sie wegen der Musik?

Vor allem, natürlich. Ich hab mein Tonstudio in Berlin, mit meinem Equipment. Mein Management sitzt in Berlin. Viele kreative Freunde von mir wohnen hier. Wenn ich ein Video oder TikToks drehen will, bietet sich Berlin sehr an.

Wie haben Sie überhaupt angefangen mit der Musik?

Tatsächlich hab ich 2020 in der Corona-Pandemie angefangen. Mein Schauspielstudium war durch die Pandemie mehr oder weniger auf Eis gelegt. Ich habe damals viel Musik gehört und dachte: Ey, das kann ich auch. Zugleich hatte ich das Gefühl, es gibt keinen queeren Deutschrap von jemandem, der männlich gelesen wird. Männer dürfen bislang im Deutschrap auf keinen Fall auf Männer stehen oder mit Geschlechterrollen spielen. Frauen dürfen in dieser Logik nicht lesbisch sein, denn sie müssen für Hetero-Männer sozusagen fuckable bleiben. Es gibt Deutschrapperinnen, die offen bisexuell sind, was für mich auch Inspiration war: Badmómzjay und Shirin David. Aber das, was ich mache, gab es so noch nicht: ein bisschen prollig, ein bisschen mehr in die Fresse.

Warum tut der Deutschrap sich so schwer mit schwulen Männern?

Die Musikindustrie denkt in Deutschland nicht besonders offen. Erst wenn andere Länder vorziehen, hinkt Deutschland hinterher und merkt, dass etwas geil sein könnte. In den USA gibt’s das ja.

Den selbstbewusst bisexuellen Lil Nas X zum Beispiel, der mit seinem Hit „Old Town Road“ so lang auf der Nummer 1 der US-Charts war wie niemand sonst.

Und noch ein paar andere. Da ist Raum zum Experimentieren, auch aus männlich gelesener queerer Perspektive. Es muss halt jemand anfangen damit in Deutschland. Und das will ich gerne machen.

Sie haben also mit Deutschrap begonnen, um diese Lücke zu schließen?

Und weil das die Musik ist, die ich mein Leben lang gehört habe.

Auch Queerphobes?

Auch zum Teil. Bei mir war das so mit 10, 11, 12. Da sieht man noch nicht alles so kritisch – und ist sich auch über seine eigene Identität noch nicht so klar. Damals fand ich „Jung, brutal, gutaussehend 2“ von Kollegah und Farid Bang cool. Würde man wohl heute nicht mehr. Da ist zu viel passiert. So eine abgefuckte Karriere! Ich bin........

© Berliner Zeitung


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