Kartoffelkrise in Belarus: Lukaschenkos Kampf um das nationale Gemüse
Die Kartoffel ist für viele Belarussen mehr als nur ein Grundnahrungsmittel. Das Gemüse ist Symbol der Selbstversorgung; man erinnert sich zu Tisch an vielleicht doch eher karge Sowjetzeiten, in denen eben jene Kartoffel etliche Familien durch den Winter brachte. In keinem Land der Welt isst man so viele Kartoffeln wie in Belarus: über 180 Kilogramm pro Kopf im Jahr. Sie werden zu Kartoffelpuffern (Draniki) verarbeitet, sie gehören in jede Suppe, selbst für den belarussischen Wodka brauch es Kartoffeln.
Machthaber Alexander Lukaschenko, der sich in seiner Heimat gern als „Bauer unter Bauern“ inszeniert, wusste die Kartoffel stets für seine Interessen zu nutzen. Unvergessen sind die Bilder, in denen sich der langjährige Präsident mit kurzer Hose, T-Shirt und Sandalen bei der Kartoffelernte zeigt. Allerdings sorgt das nationale Gemüse in Belarus für mächtig Kopfschmerzen innerhalb der Nomenklatura. Das hat auch mit Russland zu tun. Es herrscht nämlich plötzlich Knollenknappheit im größten Binnenland Europas, das Nationalgefühl der Belarussen ist verletzt, das Bild des volksnahen Versorgers bröckelt stärker denn je.
Denn das „zweite Brot“ der Nation ist zur Mangelware geworden. Preisexplosionen, leere Regale und wütende Bürger sind aktuell die bittere Realität in Belarus. Die Kartoffelkrise........
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