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Trendsport der Berliner Jugend: Was die Corona-Pandemie mit Streetfishing zu tun hat

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03.04.2025

Dies ist ein Open-Source-Beitrag. Der Berliner Verlag gibt allen Interessierten die Möglichkeit, Texte mit inhaltlicher Relevanz und professionellen Qualitätsstandards anzubieten.

Da liegt er. Still und regungslos. Kalt fühlt er sich an. Nass. Seine Schuppen glänzen im Sonnenlicht am Ufer der Spree. Das Zappeln hat aufgehört. Den Barsch legt Dan (16) auf ein Maßband. 28 Zentimeter. Ein guter Fang. Noch schnell ein Foto für die Community. Nun darf der Barsch wieder in sein Element und schwimmt weg. Die allgegenwärtige Gaming-Szene bekommt Konkurrenz: Streetfishing ist der neue Trend unter heranwachsenden Jugendlichen, insbesondere in Berlin.

Ein typischer Samstagnachmittag. Dan steigt in die Tram. Schlaksig, schlabberndes T-Shirt, offene Jacke, Turnschuhe. Alle Augen richten sich auf ihn. Baseballcap, Sonnenbrille, Angel und Kescher. Eine Kombi, die für Verwunderung sorgt. Fragende Blicke, das eine oder andere Lächeln fliegen ihm zu. Angeln! Der da? Hier? Schließlich sind wir mitten in der deutschen Hauptstadt.

Berlin ist eine der wasserreichsten Städte Deutschlands. Laut Berlin.de sind es circa sieben Prozent der Gesamtfläche. Neben den drei größeren Flüssen Spree, Dahme und Havel, die die Stadt auf einer Strecke von rund 90 Kilometern durchziehen, gibt es auch viele Kanäle, Gräben und Seen. Über 600 Brücken überspannen diese Gewässer.

Für Dan geht es heute Richtung Köpenick. Die Tram hält irgendwo zwischen Wuhlheide und Köpenicker Altstadt im Südwesten Berlins. Er steigt aus. Von Wasser ist hier noch nichts zu sehen. Eine große Straße, viel Verkehr, Tankstelle. Hier soll man angeln?

Zielgerichtet geht er zum Ende eines Bauzauns. Ein Rinnsal zeigt sich. Wenige Meter kämpft er sich durch einen dichten Wald mit viel Gestrüpp bis zu einem grünen Abschnitt am Ufer der Spree. Auf dem Grünstreifen findet sich eine Bank.

Jetzt wird ausgepackt: Streetfishing bedeutet überwiegend das Angeln auf Raubfische mit Kunstködern. Sorgfältig montiert Dan das Rig – so nennt man die Befestigung von Ködern an der Angelschnur. Heute verwendet er das Kickback Rig, dass er auf YouTube entdeckt hat.

Es gibt unzählige Rigs: Carolina Rig, Cheburashka Rig, Drop Shot Rig, Texas Rig und so fort. Die Namen stammen überwiegend aus den USA, dort geht laut blinker.de jeder Sechste angeln. Medienrummel und Preisgelder von über einer Million Dollar inbegriffen. In Deutschland ist es jeder Zehnte, Tendenz steigend. Einen Fischereischein braucht man in den USA nicht. Die Erlaubniskarte kauft man einfach bei Walmart und Co. – und kann sofort loslegen.

Ganz so einfach ist die Sache in Berlin nicht. Fischereigesetze,........

© Berliner Zeitung