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„Riesensauerei“ in Hellersdorf: Neue Wohnungen sorgen für Unmut

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08.01.2025

Berlin wächst. Irgendwo müssen neue Wohnungen hin. Aber so gut wie überall fühlen sich Leute gestört. In Hellersdorf gab es vor drei Jahren reichlich Unmut wegen der Bebauung zweier Innenhöfe nahe dem U-Bahnhof Kaulsdorf-Nord. Größere Anwohnerproteste wurden von Bezirkspolitikern aufgegriffen. Am Ende hat das alles nichts gebracht.

Die ersten beiden Riegel im Innenhof an der Bodo-Uhse-Straße sind fertiggestellt. „Sie sind auf der Suche nach einem ruhigen Wohnort am Rande Berlins?“, fragt das landeseigene Wohnungsunternehmen Stadt und Land auf Werbeflächen in der Umgebung. „Dann entdecken Sie Ihr neues Zuhause in Kaulsdorf.“

Auf dem Plakat lümmelt ein glückliches Paar im mittleren Alter zwischen Umzugskisten auf poliertem Parkett. Das Fischgrätenmuster gehört nicht zur Grundausstattung der 153 neuen Wohnungen an der Bodo-Uhse-Straße. Aber alle Wohnungen haben Fußbodenheizung. Und fast alle sind bereits vermietet.

Eine Handvoll ist noch zu haben, darunter eine „großzügig geschnittene“ Erdgeschosswohnung, 93,48 Quadratmeter, für 1533,08 Euro warm, sowie geräumige zwei Zimmer mit Balkon für 917,38 Euro warm.

Gebaut wurden die Riegel in einen U-förmigen Innenhof, der zur Straße hin offen ist. Parallel zu den beiden U-Schenkeln. Die Grünfläche ist nun auch zwischen den Neubauten versiegelt, für Gehwege und 48 Pkw-Stellplätze mit Parkplatzsperren. Fahrradstellplätze gibt es im Keller mehr als sechsmal so viele.

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Die Neubauten sind etwas höher als die Sechsgeschosser drumherum. Obendrauf sitzt ein „zusätzliches Staffelgeschoss“ (Stadt und Land), leicht nach hinten versetzt, also mit Terrasse. Aber dass die neuen Riegel die Umgebungsbauten überragen würden, lässt sich nicht behaupten. Und auch die Abstände innerhalb des nun zugebauten Hofs wirken erst einmal ziemlich großzügig. 20 Meter sind es mindestens, fast überall deutlich mehr.

Um zu verstehen, wie diese auf den ersten Blick recht luftige „Nachverdichtung“ zu mittelgroßen Nachbarschaftsprotesten führen konnte, muss man in der Zeit etwas zurückgehen. Es hat mit der Geschichte des Viertels zu tun.

Der CDU-Politiker Alexander J. Herrmann (49) wohnt seit DDR-Zeiten in Marzahn-Hellersdorf. Er kennt den Kiez „aus Zeiten, wo alles schön war“, sagt er, und meint damit die „Aufbauphase nach der Wende“. Alle gründeten Geschäfte, aber noch galten die Plattenbauten als das höchste der Wohngefühle: Fernwärme, Müllschlucker, Aufzug – wo gab es das sonst? Versorgung und Verkehrsanbindung ließen nichts zu wünschen übrig. Entscheidend aber war für viele das........

© Berliner Zeitung