Der Geist von Bandung: Der Globale Süden und seine Rolle in einer neuen Weltordnung
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Wenn in Europa und Nordamerika die Sonne scheint, ist der Himmel strahlend blau. Ganz anders sieht es im Globalen Süden aus. An vielen Orten trübt dort ein Schleier aus Staub und Schmutzpartikeln den Himmel. Der Grund dafür liegt in der Vergangenheit: Fabrikverlagerungen, industrielles Wachstum und die Ausbeutung von Ressourcen haben dazu geführt, dass der Globale Süden mit Umweltverschmutzung und Klimaveränderungen zu kämpfen hat.
Ja, von den verschmutzten Flüssen in Dhaka bis zu den von Dürre zerfurchten Feldern in Äthiopien trägt der Globale Süden die Narben eines Systems, von dem jahrhundertelang profitiert wurde. Der Smog ist dabei ein Spiegelbild des Konsumhungers des Globalen Nordens.
Vor 70 Jahren markierte die Bandung-Konferenz in Indonesien einen historischen Aufbruch: 29 neue, unabhängige Staaten aus Asien und Afrika erhoben sich aus den Trümmern des Kolonialismus. Unter der Führung von Indonesiens Präsident Sukarno und Premierminister Nehru, die für „Einheit in Vielfalt“ eintraten, wurde die Vorherrschaft des Globalen Nordens herausgefordert und mit der Blockfreien Bewegung (1961) sowie der G77 (1964) die institutionelle Grundlage für Süd-Süd-Kooperation geschaffen. Obwohl die Bemühungen der Uno um Gleichberechtigung 1974 aufgrund der Ölkrise, der Schulden des Globalen Südens und des Widerstands der USA ins Stocken gerieten, beflügelt die Vision von Bandung den heutigen Kampf gegen die humanitäre Kluft zwischen Nord und Süd.
Die Dimensionen sind enorm: Allein im Jahr 2015 strich der Globale Norden laut Jason Hickels Studie „Drain from the Global South through Unequal Exchange“........
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