Was bleibt vom ESC 2025? Ein Hauch Utopie und viel Schweizer Pragmatismus
Der ESC 2025 war ein Fest mit 300’000 Gästen, drei verletzten Polizisten und Pyrotechnik. Die grosse Bilanz.
Am Anfang stand ein Tweet. Zehn Stunden nach Nemos ESC-Sieg preschte Regierungspräsident Conradin Cramer ohne Absprache auf X vor: «Als Austragungsort eignet sich Basel hervorragend. Und wir sind parat.» Ohne diesen Tweet, so hört man aus Basler Politkreisen, hätte es keinen Basler ESC gegeben. Monatelang weibelte der LDP-Politiker für seine Vision. Am Ende wurde sie Realität – wobei sich zeigen wird, wie gross der Goldtopf am Ende des Regenbogens wirklich ist.
Cramer bleibt als «Mister ESC» in Erinnerung. Die Rolle ist wie geschaffen für ihn: Wie der ESC lebt Cramer von der Form – und vom Fehlen eines Inhalts. Das beweist sein Ratgeber «In die Politik gehen»: Darin empfiehlt er, die Körpersprache zu perfektionieren – und alle Ecken und Kanten abzuschleifen. Eine Methode, die auf der Polit- und der ESC-Bühne weiterbringt.
Nicht nur der Regierungspräsident, auch seine Stadt beschäftigt sich viel mit sich selbst. Eine Show, die seit bald 70 Jahren um sich selbst kreist, passte da bestens.
Allerdings zählt in der Politik derzeit harter Realismus mehr als glatte Oberflächen: Im TV-Studio mag sich Europa im Glitzerkostüm feiern. Doch auf seinem Boden findet ein Krieg statt. Da konnten die Pressesprecher noch so lange «no politics» zischen: Es gibt kaum eine politischere Veranstaltung als den angeblich so unpolitischen ESC – die klassische Wiederkehr des Verdrängten.
Dass Tatsachen den Bühnenzauber überschatten,........
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