Endometriose: Wenn der Monat nur noch zwei Wochen hat
Karina (33) hat sieben Jahre lang gewartet. Auf eine Antwort, auf eine Diagnose. Stattdessen kamen Krämpfe, Übelkeit, starke Schmerzen. Alle 14 Tage. Die Periode und der Eisprung – jeweils eine Woche, in der nichts ging. „Das hast du leider von mir“, sagte ihre Mutter. Die Frauenärztin blieb beim Klassiker: „Das ist normal, das gehört zum Frausein dazu.“ Selbst psychologische Unterstützung konnte ihr nicht helfen.
Eines Tages waren die Schmerzen unerträglich. Die Frauenärztin erkennt am Ultraschall Blut im Unterleib und überweist sie in ein Krankenhaus. Dort bekommt sie Antibiotika. „Danach war ich schmerzfrei, aber die Quintessenz der Aussagen der Ärzt:innen war: ,Beim nächsten Eisprung brauchen Sie nicht extra wiederzukommen.‘“ Erst in einem speziellen Zentrum, viel später, kommt der Wendepunkt: die Diagnose Endometriose. Das ist eine gutartige, jedoch chronisch verlaufende Erkrankung bei dem Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt und außerhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gewebe siedelt sich etwa an den Eierstöcken, im Bauch- und Beckenraum, am Darm oder Bauchfell an, manchmal auch außerhalb des Bauchraums wie in der Lunge. Bei Karina werden schließlich diese Herde entfernt, Gebärmutter und Eierstöcke können erhalten werden, das ist keine Selbstverständlichkeit. Die Spirale, das Verhütungsmittel, stoppt danach den Zyklus. „Seitdem geht es mir sehr, sehr gut.“ Man hört es an ihrer Stimme beim Gespräch mit der WZ.
Leonie ist 22 und studiert Ernährungswissenschaften. Mit elf kommt die erste Periode, mit 13 folgen die Schmerzen. „Ich konnte nicht einmal aufs Klo“, sagt sie. In der Schule fehlt sie regelmäßig eine Woche pro Monat. Ihr Gynäkologe will ihr schon die Pille verschreiben, „obwohl ich gar nicht sexuell aktiv war“. Diagnostiziert wird: nichts. „Ich habe mich gefragt, ob ich mich nur reinsteigere. Aber es war, als hätte ich jeden Monat meine Tage und gleichzeitig eine Grippe.“
René Wenzl kennt diese Leidenswege gut. Der Gynäkologe leitet die Endometriose-Ambulanz an der Medizinischen Universität-AKH Wien und nennt eine Betroffenen-Zahl, die überrascht: „Etwa 5 bis 10 Prozent........
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