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ÖFB & Rangnick: Viele Pläne, viele Probleme – und ein Krach

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16.03.2025

Vor wenigen Wochen war die Lage ernst. Die Bosse des Spitzenklubs Borussia Dortmund reisten nach Salzburg, um ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick abzuwerben. Leichter gesagt als getan. Rangnick plauderte zwar freundlich, gab aber schnell einen Korb. Schon im Mai 2024 hatte er dem FC Bayern eine Absage erteilt – trotz einer kolportierten Jahresgage von zehn Millionen Euro. „Für mich steht die österreichische Nationalmannschaft im Vordergrund“, erklärte der Deutsche.

Rangnick ist eigentlich zu groß für den kleinen ÖFB. Er hat RB Leipzig und Manchester United trainiert. In Österreich verdient er bloß ein Zehntel des Bayern-Angebots. Dazu hat er einen Haufen Ärger.

Im ÖFB dominieren Machtkämpfe, Streitereien und Beamtenhaftigkeit. Mit den Funktionären lag er zuletzt öffentlich im Clinch. Die von ihm vorangetriebene Professionalisierung der Nationalmannschaft stockte. Und auch ÖFB-Sportchef Peter Schöttel war dabei keine große Hilfe. Im Gegenteil. Während der EM kam es laut WZ-Informationen zum Krach.

Anfang des Jahres stand gar Rangnicks Abgang im Raum. WZ-Recherchen geben Einblick in sein Dilemma, warum der Mann trotzdem bleibt – und wie er intern energisch für den Erfolg des heimischen Fußballs kämpft.

Als Rangnick im Mai 2022 Teamchef wurde, war das ein Kulturschock für den gemütlichen ÖFB. Der 66-jährige Schwabe ist ein Ehrgeizling und getriebener Perfektionist. Lang war das ÖFB-Nationalteam mutlos und ängstlich aufgetreten. Unter Rangnick greifen die Spieler überall an. Sie besiegten Deutschland und Italien. Die EM-Vorrundengruppe wurde gar vor Frankreich und den Niederlanden gewonnen. Rangnick wird im Land als Wunderwuzzi verehrt. Die Menschen strömen zu den Spielen in ausverkaufte Stadien – und wollen das neue draufgängerische Österreich sehen.

Einblicke in die WZ-Redaktion. Ohne Blabla.

Rangnick hat große Ziele. Kommende Woche startet das Nationalteam ins Länderspieljahr. Der Deutsche will sich mit Österreich für die WM 2026 qualifizieren. Und dort für Furore sorgen. Das Problem: ausgerechnet der eigene Verband. Denn für die Bedingungen von Rangnick und Co. sorgen ehrenamtliche Funktionäre, die vordergründig für ihre Landesverbände zuständig sind und persönliche Interessen verfolgen.

Wie unterschiedlich die Interessen im ÖFB sind, wurde schnell klar. Etwa bei einer Sitzung der Funktionäre im August 2024. Dort soll Rangnick laut ÖFB-Vizepräsident Johann Gartner den Ex-Teamspieler Sebastian Prödl als Sportchef für das Nationalteam vorgeschlagen haben. Rangnick will ständig besser werden – und gute Leute ins Boot holen. Das Anliegen sei jedoch „nicht auf der Tagesordnung gestanden“, unkte Funktionär Gartner. Außerdem sei es „auch eine Kostenfrage“.

Eigentlich steht der ÖFB finanziell gut da – zuletzt wurde ein Umsatz von 60 Millionen Euro erzielt. Trotzdem legten sich die Funktionäre quer. Denn: Die Einnahmen des ÖFB wurden zuletzt vermehrt für die Entwicklung des Nationalteams verwendet anstatt, wie früher üblich, in großen Teilen an die Landesverbände ausgeschüttet. Das warfen die Funktionäre vor allem Geschäftsführer Bernhard Neuhold vor, den sie nun loswerden wollten.

Noch ein zweiter Grund verärgerte die ÖFB-Bosse. Rangnick nämlich habe Prödl „als Ersatz für Peter Schöttel“ vorgeschlagen, monierte Gartner. Schöttel aber hatten die Funktionäre einst extra in sein Amt gehievt, „weil er sich auch etwas einreden lässt“, wie Gartner betonte.

Als ÖFB-Sportchef ist Schöttel für die strategische Ausrichtung des heimischen Fußballs zuständig – auch für die Nationalmannschaft. Nicht immer wirkte er dabei sattelfest. 2017 setzte er den mutigen Teamstars den........

© Wiener Zeitung