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Heimische Schiris in Gefahr: Schläge, Tritte, Zusammenbrüche

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30.09.2025

Hermann Felber, 62 Jahre alt, begann vor ein paar Jahren als Schiedsrichter, um im Alter fit zu bleiben. Dann aber passierte das Gegenteil.

Herbst 2024, Sportplatz Lackenbach, burgenländische Unterliga. Die Partie zwischen Lackenbach und Steinberg verlief eigentlich ruhig. Bis zu jenem Zeitpunkt, als Felber einen tobenden Kicker des Feldes verwies. Das Problem: Der zornige Mann ging nicht – sondern trat auf den Schiedsrichter ein. Mit schweren Folgen. Knöchelbruch, 44 Tage Liegegips, zehn Monate Reha. „Mir ist es gar nicht gutgegangen“, sagt Felber zur WZ. „Nächtelang habe ich nicht geschlafen.“

Das ist kein Einzelfall. Ähnliche Attacken sind auch aus Vorarlberg, Tirol oder Kärnten bekannt. WZ-Recherchen ergeben, dass in den letzten zwei Jahren österreichweit 55 (!) Gewalttaten auf Schiedsrichter verübt wurden. Darunter Faustschläge, Tritte und Würgegriffe. Der WZ liegen interne Dokumente dazu vor.

Etwa 2.500 Personen sorgen österreichweit dafür, dass in nahezu jedem Dorf gekickt werden kann. Die Referees pochen auf die Einhaltung der Spielregeln, verhängen Rote Karten, Strafstöße – und das alles in einer Art Ehrenamt, für das sie abseits der Bundesliga bloß eine geringe Aufwandsentschädigung erhalten.

Nun aber sind sie immer öfter Opfer von schweren Attacken – und werden, das zeigen WZ-Recherchen, kaum geschützt.

Ein Abend Ende August in der Regionalliga Ost. Der FCM Traiskirchen führt in der letzten Minute 2:1 gegen den Wiener Sport-Club. Dann ein Elfmeter-Pfiff für die Wiener. Strafstoß! Ausgleich! Endstand: 2:2. Der Traiskirchen-Obmann wirkt erzürnt, er stürmt aufs Feld und verpasst dem Schiedsrichter einen festen Stoß (das Video liegt der WZ vor). Christian Heiner, 27, geht zu Boden. Im Krankenhaus wird später eine Nasenprellung festgestellt. Heiner flieht in die Kabine. „Dort sind mir Tränen über die Wangen geflossen“, sagt er zur WZ.

Fußballplätze waren schon immer raue Orte. Es wird getrunken, geflucht, gerauft. „Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht“, ist ein Klassiker auf Tribünen. Doch aus halblustigen Gesängen wurde zuletzt eine ernste Gefahr. Übergriffe und........

© Wiener Zeitung