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Austria Wien: Violettes Wunder aus Steuergeld?

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01.02.2025

Der einstige Lichtblick thront am Laaer Berg in Wien-Favoriten, zwischen Verteilerkreis, Möbel Ludwig und McDonalds: das prachtvolle Stadion des FK Austria Wien. 2018 wurde die für 65 Millionen Euro runderneuerte Arena pompös eröffnet. Man träumte von Meistertiteln und Millionen. Und vom „Start in eine neue Ära“.

Es folgten Pleiten und Pannen. Die Austria rutschte ab. Der Stadionkredit wog schwer – und sportlich blieb der Erfolg aus. Bereits 2020 stand der Club vor einem Fiasko: 18,8 Millionen Euro Jahresverlust, 71 Millionen Schulden. Die traditionsreiche Austria kämpft seither nicht um Pokale, sondern gegen den Konkurs.

Doch die Rettung naht. Der größte Kreditgeber, die Bank Austria, hat dem Club die Hälfte der Schulden – mehr als 20 Millionen – erlassen. Und die Stadt Wien will der Austria das Stadion um 40 bis 45 Millionen abkaufen. Im März soll der Deal im Gemeinderats-Ausschuss endgültig fixiert werden.

Europaweit pumpen zunehmend Investoren viel Geld in den Fußball. In Wien tut das die öffentliche Hand.

Schon vor Jahren subventionierte die Stadt die Großvereine Rapid und Austria mit Infrastrukturspritzen von jeweils 26,4 Millionen Euro. 14,7 Millionen davon soll die Austria laut WZ-Infos in den Bau der Arena gesteckt haben. Nun kauft die Stadt dem Club ein Stadion ab, das sie einst selbst subventioniert hat. Dabei steht es um die Stadtfinanzen nicht gut. Das Budgetdefizit soll statt der prognostizierten 2,2 Milliarden auf 3,8 Milliarden anwachsen, vermeldete Finanzstadtrat Peter Hanke Anfang Jänner.

Wird da ein maroder Fußballclub auf Kosten der Steuerzahler:innen saniert? Warum will sich die Stadt das – trotz enormem Budgetdefizits – leisten? Und: Rettet das die Austria überhaupt nachhaltig?

Der Wiener Fußball verfügt traditionell über gute Kontakte zur Stadt. Austria-Präsident Kurt Gollowitzer ist CEO der städtischen Wien-Holding, einem Hauptsponsor des FK Austria. Gollowitzers Vorgänger bei der Wien-Holding wiederum war Peter Hanke, nunmehr Wiener Finanzstadtrat.

Eigentlich suchte die Austria nach einem privaten Investor, der die Arena erwirbt und dem Club vermietet. Wiens Sportstadtrat Peter Hacker schien lang wenig offen für den Deal. „Koste es, was es wolle, wird es in Wien bei Sportstätten nicht geben“, erklärte er dem Kurier im April 2023. Seine Kritik: Außerhalb von Wien sei es „selbstverständlicher, um Geldgeber zu kämpfen“, in Wien dagegen werde „oft als erste und einzige Reaktion nach der Stadt geschrien“. Doch dann änderte sich sein Zugang. Mitte Dezember verkündete Hacker, dass die Stadt das Stadion kaufen wolle.

Der Hintergrund: In der zweiten Jahreshälfte 2024 zeigte der ungarische Milliardär Lorinc Meszaros, ein enger Vertrauter des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, Interesse am Stadion. Kurz darauf kam die Stadt ins Spiel. Die Austria-Arena möge „ein Wiener Stadion bleiben“, erklärte Hacker prompt. Der Club selbst kann dem Deal viel abgewinnen – er soll ihn laut WZ-Informationen sogar erbeten haben. Dem Verein droht die Insolvenz. Sogar die Bundesliga-Spielberechtigung für nächste Saison würde ohne Hilfe wackeln. Interessierte Investoren hätten eine zu hohe Miete und Einfluss gefordert.

Aber welchen Nutzen hat die Stadt? Bislang spielte nicht nur die Austria in der Arena – sondern auch der Football-Verein Vienna Vikings oder das ÖFB-Frauen-Nationalteam. Man wolle nicht „von den Launen eines neuen Eigentümers“ abhängig sein, der dann möglicherweise alle hinauswirft, heißt es aus dem Hacker-Büro. „Das Stadion in dieser Größe brauchen wir für die Stadt.“ Hacker wolle sicherstellen, „dass es multifunktional genutzt wird und viele Wienerinnen und Wiener davon profitieren“. Der Hintergrund: Das alte Ernst-Happel-Stadion ist zu groß und antiquiert für viele........

© Wiener Zeitung