menu_open Columnists
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close

Transfrauen im Sport: Inklusion auf Kosten der Fairness?

10 1
25.03.2025

„Ab jetzt werden Schulen Männer aus Mädchenmannschaften rauswerfen, oder sie werden alle Bundesmittel verlieren“, verkündet Donald Trump stolz bei seiner Rede vor dem US-Kongress Anfang März. Es folgt minutenlanger Applaus, republikanische Abgeordnete erheben sich begeistert von ihren Stühlen.

Trump meint Transfrauen im Sport, also Sportlerinnen, die bei der Geburt als männlich eingeordnet wurden, aber als Frauen leben. Eines der ersten Dekrete, die der wiedergewählte US-Präsident unterzeichnet, verbietet Transfrauen die Teilnahme an Hochschulwettkämpfen – obwohl es laut der nationalen Hochschulsportvereinigung NCAA um weniger als zehn Transathlet:innen geht.

Transfrauen im Sport werden in den letzten Jahren immer sichtbarer, und mit ihnen viele Kontroversen entfacht. 2022 gewinnt die Schwimmerin Lia Thomas als erste offen transidente Athletin einen NCAA-Titel. Ihr Erfolg führt zu mehreren Klagen von Mitbewerberinnen. Sie sehen ihre Rechte auf Chancengleichheit im Sport verletzt.

Doch wie groß sind die biologischen Vorteile von Transfrauen im Leistungssport tatsächlich? Und schließen sich Inklusion und fairer Wettbewerb zwangsläufig aus?

Die Wissenschaft ist sich in der Frage der physischen Überlegenheit von Transsportlerinnen weiterhin uneinig. Eine US-Studie zeigt, dass nicht-athletische Transfrauen auch nach der Hormontherapie noch mehr Muskelkraft und fettfreie Körpermasse haben als Cis-Frauen. Die Untersuchung der Schwimmleistungen einer Transfrau ergab, dass ihre Ergebnisse in der Frauenkategorie trotz zweijähriger Hormontherapie weiterhin außergewöhnlich waren. Das deutet auf anhaltende körperliche Vorteile durch die männliche Pubertät hin.

Andererseits zeigt eine vom Internationalen Olympischen Komitee finanzierte Studie, dass Transsportlerinnen in den Bereichen Sprungkraft, Lungentätigkeit und Herz-Kreislauf-Ausdauer Nachteile gegenüber Cis-Frauen aufweisen.

Laut Sportsoziologin Petra Tzschoppe gibt es keine eindeutige wissenschaftliche Grundlage für vorsorgliche Teilnahmebeschränkungen oder Totalausschlüsse von Transfrauen: „Die Zahl der untersuchten aktiven Transathletinnen ist sehr gering. Außerdem hängt der Erfolg in den verschiedenen Sportarten von sehr unterschiedlichen Leistungsparametern ab.“ Als Beispiel nennt sie die Körpergröße: „Athletinnen, die durch ihre Körpergröße unverkennbare Vorteile haben, werden auch nicht sanktioniert.“ Motorische Fähigkeiten, psychische Voraussetzungen und das soziale Umfeld hätten ebenfalls einen Einfluss.

„Das Thema ist medizinisch und biologisch hochkomplex“, sagt auch Sportmediziner Jürgen Scharhag, ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin (ÖISM), gegenüber der WZ. „Aus meiner Sicht wird es bei dieser Problematik niemals eine gleichzeitig nicht-diskriminierende und faire Lösung geben.“

Maud Böhm ist Transsportlerin, Aktivistin und im Vorstand beim queeren Verein Aufschlag Wien. Sie hat eine klare Meinung: „Im Hobbysport sollte Inklusion an erster Stelle stehen. Wir Transfrauen machen nicht mit, um vermeintliche körperliche Vorteile auszunutzen oder Cis-Frauen den Platz wegzunehmen.“

Weltweit haben Sportorganisationen unterschiedliche Vorgaben und Richtlinien für Transsportlerinnen eingeführt. Sportverbände wie World Athletics oder World Aquatics, die die Regeln für Elite-Wettbewerbe wie die Olympischen Spiele........

© Wiener Zeitung