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ÖFB-Präsident Pröll: „Wir werden Teil des Sparpakets sein“

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26.07.2025

Sie waren Finanzminister. Sie waren Landesjägermeister. Sie sind ÖFB-Präsident – alles Funktionen, wo unglaublich viel reale mit symbolischer Macht zusammenkommt. Fliegt Ihnen das zu, oder streben Sie das an?

Ich habe von all diesen aufgezählten Themen nichts angestrebt. 2003 ist völlig überraschend Wolfgang Schüssel auf mich zugekommen, ob ich mir vorstellen könnte, Landwirtschafts- und Umweltminister zu werden. Ich habe vorher keinerlei politisches Mandat gehabt, also weder Gemeinderat noch sonst irgendwas. Beim Landesjägermeister hatten wir eine längere Diskussion: Christian Konrad wollte zurücklegen. Und wir waren sehr eng. Dann bin ich gerne eingestiegen. ÖFB-Aufsichtsratsvorsitzender – das kam aus dem Nichts. Ich habe das innerhalb kurzer Zeit zu entscheiden gehabt. Ich war und bin fußballaffin und war bei der Wiener Austria lange Jahre im Aufsichtsrat. Thematisch hat es mich berührt. Aber das ist mir tatsächlich zugeflogen.

Eine Aneinanderreihung von Zufällen also?

Möglicherweise hat man doch gesehen, dass ich in ehrenamtlichen Positionen immer versucht habe, das Beste für alle herauszuholen und mich zu engagieren.

Eine einfachere Erklärung: Sie haben als Finanzminister und in der Jägerei genug Erfahrung mit originellen Landesfürsten gesammelt, die Sie jetzt auch beim ÖFB brauchen.

Ja, man könnte sagen, ich bin durch das System des Fleischwolfföderalismus gedreht worden. Das war in der Politik so, in einer sehr föderalen Partei. Das war in der Landesjägermeisterschaft so, wo es nur neun Landesgesetze gibt und sonst erst einmal alles auf Bundesebene zu koordinieren ist. Und das ist jetzt natürlich auch beim ÖFB so. Überall geht es da um People’s Management. Mit Leuten reden, nicht überfordern, sich nicht in der zentralen Aufgabe überschätzen und wissen, wo man herkommt. Auch Raiffeisen ist genossenschaftlich, getragen von zwei Millionen Mitgliedern und sehr föderalen Strukturen. Es gibt wahrscheinlich wenige, die so vielfältige föderale Erfahrung haben, mit allen Vor- und Nachteilen.

Es wird eben wieder Anlauf zu einer Föderalismusreform in der Politik genommen. Warum sollte das jetzt gelingen?

Wenn ich mir den realen Druck auf die Gemeindefinanzen anschaue, kriegen das auch die Bürger mit. Es ist klar, dass wir uns nicht mehr alles leisten können. Rein faktisch ist auch der Druck auf die Landesbudgets und das Bundesbudget so groß wie nie. Ich hatte als Finanzminister 2008/09 die Eurokrise zu bewältigen. Schon damals habe ich gesagt, wir müssen uns zusammensetzen, bis weißer Rauch aufsteigt, um eine Lösung für Strukturreformen zu finden: Gesundheit, Pension usw. Jetzt ist innerhalb von 15 Jahren das dritte Mal ein schwerer wirtschaftlicher Einschlag zu verzeichnen.

Eines Ihrer Leibprojekte zu Politikzeiten, die Schaffung einer Transparenzdatenbank, ist zwar formal gelungen. Aber auf diesem Portal melden nur eine Handvoll Gemeinden ihre Daten ein, Doppel- und Mehrgleisigkeiten von Förderungen gibt es noch immer.

Ich habe schon damals postuliert, dass die Transparenzdatenbank Doppelgleisigkeiten aufzeigen muss. Noch dazu, wo im Agrarbereich jeder Bauer transparent dargestellt ist. Da gab es viele Ressentiments. Ich frage mich bis heute, warum man ein Problem mit Transparenz haben kann. Was wollen wir eigentlich verstecken? Deswegen ist es gut, dass die Debatte wieder auf den Tisch kommt.

Der Budgetspardruck lastet auch auf den Förderungen beim Sport. Wie stark wird das die heimischen Verbände und den ÖFB treffen?

Wir werden Teil des Sparpakets sein. Ich habe mit der Staatssekretärin und dem zuständigen Minister, dem Vizekanzler, schon sehr intensive Gespräche gehabt. Natürlich muss man grundsätzlich festhalten: Wenn wir breit aufgestellt bleiben wollen, ist das ohne Förderungen nicht machbar. Viele Verbände können rein auf dem Markt nicht das verdienen, was sie für eine ordentliche Wettbewerbssicherheit brauchen. Die Frage, ob es eine Sportförderung braucht oder nicht, ist aus meiner Sicht eindeutig beantwortet: Ja. Aber auch wir werden jetzt eine deutliche........

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