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„Glaubt ihr wirklich, ich überlasse euch meine Heimat?“

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Artikel vom 29.09.2025

Buchrezension: Die Alevitin Güner Yasemin Balci beschreibt ohne falsche Rücksichtnahme die Realität in migrantischen Milieus in Deutschland und warnt vor dem wachsenden Einfluss der Islamisten

VON FRANK PRIESS 

„Heimatland“ nennt die 1975 in Berlin geborene Güner Yasemin Balci ihr Buch und man begreift sehr schnell, was der Titel für sie bedeutet: Hier plädiert jemand mit alevitischem Familienhintergrund der Berge Ostanatoliens engagiert und kämpferisch dafür, sich die Werte und Freiheiten Deutschlands, das sie völlig zu Recht als ihre Heimat empfindet, nicht nehmen zu lassen - egal von wem und schon gar nicht von Islamisten, die Stück für Stück versuchen, ihre Werte zu den maßgeblichen und allein gültigen zu machen. Patriotismus im besten Sinne, einer, der sich nicht an Herkunft, ethnischen Wurzeln oder religiösen Bindung festmacht. 

Es sind Balcis persönlichen Erfahrungen seit der Kindheit im Berliner Rollbergkiez, die die Lektüre so spannend, anschaulich, sprachlich stark und authentisch machen und ihren Warnungen und Empfehlungen, an denen das Buch reich ist, zusätzliches Gewicht geben. „Der Rollbergkiez war meine Lebensschule“, schreibt sie und benennt mit Neukölln einen Ort, an dem „globale Konfliktthemen wie im Brennglas wahrgenommen werden können“, einen „Echoraum mit Tiefenwirkung.“ Die aktuelle Fortsetzung dieser Einschätzung findet man täglich in den Meldungen der Medien – von Messergewalt über Klein- und Clankriminalität bis hin zu islamistischen Umtrieben und militantem Antisemitismus. 

Über Bayern kam ihr Vater in einer frühen Gastarbeitergeneration nach Berlin, die Dörfer Ostanatoliens leerten sich in den siebziger Jahren nach und nach aufgrund fehlender Perspektiven. Ohne viel Bildung im Gepäck schaffen er und seine Frau neuen Lebensraum für die wachsende Familie, beginnen erfolgreich, „die Träume des kleinen Mannes in naher Zukunft“ zu verwirklichen. Nur als Kleingartenpächter ist der gärtnerisch talentierte Vater mit seiner Sehnsucht nach der Natur, der Nostalgie für die frühere Bergheimat trotz vielfältigster Bemühungen nicht willkommen - hier legen ihm die alteingesessenen Berliner alle erdenklichen Hindernisse in den Weg. 

Arbeitsethos, Fleiß, Ehrlichkeit und ein hoher Respekt für Schule und Ausbildung bilden Antriebskräfte, die es auch der Tochter letztlich ermöglichen, Abitur zu machen, zu studieren, eine selbstbestimmte und selbstbewusste junge Frau zu werden. „Arbeit“, so Balci dazu und gerade auch mit Blick auf ihre Mutter, „ist der größte Integrationsmotor.“ Anrührend, wie Elternabende beschrieben werden oder wie der Vater sich in den besten Anzug wirft, um die Tochter nach einer Austauschzeit in den........

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