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Der Weckruf

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22.09.2025

Israel, heiliges Volk, steht auf zum Dienst des Schöpfers»: Mit diesen Worten pflegte Rabbiner Mosche Zvi Neria (1913–1995), einer der großen Rabbiner des religiösen Zionismus, seine Schüler in der israelischen Jeschiwa Kfar HaRo’eh zu wecken. Seine Stimme war sanft, und er ging von Zimmer zu Zimmer, zwischen den Betten der schlafenden Jugendlichen, und rief sie mit liebevollem Nachdruck zum Gebet.

Wir stehen nun vor Rosch Haschana, und auch für uns sollte dieser Ruf – mit einer kleinen textlichen Änderung – ertönen: «Israel, heiliges Volk, steht auf zur Umkehr zum Schöpfer!» Wir müssen uns selbst zur Teschuwa, zur Rückkehr, ermahnen – besonders in diesen Tagen der Ehrfurcht.

Und wer wird uns wecken? Nicht jeder hier im Land Aschkenas hat einen Rabbiner, der ihn mit Barmherzigkeit und Entschiedenheit zur Umkehr ruft – und wenn doch, liegt diese Aufgabe in erster Linie bei uns selbst.

Was bedeutet Teschuwa – Umkehr? Nicht unbedingt das, was wir automatisch denken. Es ist nicht zwangsläufig die Verpflichtung zu einer strikteren Einhaltung der Gebote oder zu einer spirituellen Verstärkung. Die Grundlage der Teschuwa ist tiefer und umfassender. Wir sollen zur Quelle unserer Seele zurückkehren, uns fragen: Wer sind wir? Was wollen wir? Was ist unser tiefster Wunsch? Wo sind wir vom Weg abgekommen? Was können wir anders und besser machen?

Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt – in den letzten Tagen des Monats Elul und während der Tage der Ehrfurcht.

Diese Gelegenheit ist universell. Es spielt keine Rolle, ob Sie eine Kippa tragen oder nicht, ob Sie koscher leben oder nicht. Das ist nicht der........

© Juedische Allgemeine