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»Ich liebe das Feuer«

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Herr Donskoy, als Ihr Debüt »Brennen« bei Ihnen per Post ankam, haben Sie das Paket aufgerissen, das Buch herausgenommen, es durchgeblättert und daran gerochen. Wie riecht es denn?
Wahrscheinlich so wie jedes Buch, das frisch aus der Druckerei kommt. Aber es verhält sich ein bisschen so, als wenn Leute sagen, ihr eigenes Baby riecht immer am besten. Es war wirklich ein besonderer Moment. Es roch nach dem Anfang eines neuen Prozesses, aber auch nach dem Abschluss einer künstlerischen Arbeit. Dieses Gefühl hatte ich so lange nicht mehr: Dass man sich etwas vornimmt, zwei Jahre lang konsequent daran arbeitet und es dann, an dem Tag, an dem es passieren soll, auch zur Realität wird. Das steht in so einem Kontrast zur Entwicklung unserer Welt, insbesondere in den vergangenen zwei Jahren. Durchzogen von Ängsten und Kontrollverlust bei den Menschen. Und gerade dann in der Kunst Kontrolle zu erlangen, das war einzigartig.

Sie erzählen in »Brennen« die Geschichte eines jungen Mannes, der frei sein will. Wie kam es zu dieser Idee?
Das Leben hat mich dahin geführt. Kurz bevor der Krieg begann, habe ich an der russisch-ukrainischen Grenze gedreht. Ich hoffte, dort irgendwie mit meiner postsowjetischen Vergangenheit in Verbindung zu treten, was mir natürlich nicht gelang. Auf der einen Seite, weil es die Sowjetunion nicht mehr gibt und meine Vorstellung romantisiert war und auf der anderen, weil die Leute nach 25, 30 Jahren autokratischer ›Demokratie‹ auch ziemlich gewaschen sind. Ich kam mit Kriegsbeginn verfrüht vom Dreh zurück nach Berlin, und kam mit einer Journalistin ins Gespräch, der ich erzählte, wie ich die Panzer Richtung Ukraine fahren sah. Sie schlug mir vor, für ihre Publikation einen Artikel zu schreiben. Schnell merkte ich, dass ich es nicht schaffen würde meine Gedanken und Gefühle auf zwei Seiten zu bringen. Mir wurde klar, dass dahinter eine längere, tiefere, durchdringendere Geschichte steckt, aber mir war zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass daraus ein Buch werden sollte.

Ein Buch über Sie?
Nein, mir ging es nie darum, irgendetwas über mich zu erzählen. Das einzige was ich noch weniger wollte, war ein Buch zu schreiben, das in der Nischensektion unter »jüdische Lebensrealitäten« steht. Das hatten sich einige Verlage sehr gewünscht. Ich habe das große Glück, multikulturell aufgewachsen und trotzdem im medialen Mainstream angenommen zu sein. Das ist ein riesiges Geschenk, denn du kannst den Leuten........

© Juedische Allgemeine