Unsere Töchter kriegt ihr nicht!
Bundeskanzler Merz hat mit seinem Verweis auf die Töchter eine richtige Beobachtung falsch konnotiert. Nicht sein angeblicher Rassismus, sondern sein altmodischer Habitus ist das Problem.
Wo es am Anfang um Töchter geht, geht es am Ende meist um ihre Väter. Aus der römischen Frühzeit stammt die Legende, dass zwei Männer um eine junge Frau warben, ein Adliger und ein Nichtadliger. Im aufgehetzten Klima der Ständekämpfe wurde die Brautwerbung der Rivalen zum Politikum, führte zu einem Machtkampf zwischen Plebejern und Patriziern und sogar zum militärischen Eingreifen verschiedener Großmächte. Als siegreiche Väter am Ende ihren Erfolg feierten, war die Tochter längst vergessen. Wer im politischen Wettbewerb seine Töchter ins Feld führt, reiht sich also in eine lange Tradition ein.
Immer wieder taucht in der politischen Rhetorik die Tochter als Figur auf, an deren Wohlergehen sich der geistig-moralische Zustand einer Nation........
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