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Weichtiere | Neun Gehirne und Geheimsprache: 10 Fakten über den Oktopus

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05.10.2025

Sie können mit ihren Armen denken, mit ihrer Haut sehen, mit ihren Saugnäpfen schmecken, Tintenwolken ausstoßen und ihre Hautfarbe verändern – Oktopusse sind so andersartig, dass man meinen könnte, sie stammten von einem anderen Planeten. Die auch Kraken genannten Tiere stellen unsere fein säuberlich getroffenen Kategorien auf den Kopf: was welches Körperteil kann, welche Tiere schlau sind, warum sie schlau sind – nämlich nicht aus denselben Gründen wie wir Menschen – und ob der Mensch das schlaueste aller Tiere ist – in vielerlei Hinsicht nicht.

Der britische Zoologe Martin Wells verglich sie deswegen mit Aliens. Und eine Forschungsgruppe um den Molekularimmunologen Edward J. Steele geht noch einen Schritt weiter: Sie erwägt, dass Oktopusse tatsächlich Außerirdische sein könnten. Die Erklärung dazu: Vor mehreren hundert Millionen Jahren landeten gefrorene Oktopuseier an Bord eines Meteoriten auf der Erde. Diese „kosmische Erklärung“ wird jedoch nicht ernsthaft in Betracht gezogen.

Zur Anzahl der Krakengehirne kursiert die berühmte Zahl neun. So viele Gehirne sollen sie haben: ein Zentralgehirn und jeweils eines in ihren acht Armen. Ganz korrekt ist das aber nicht, denn Oktopusse haben in ihren Armen keine zusätzlichen Gehirne, die auch wie solche aussehen. Was sie dort aber haben, ist die Mehrzahl ihrer insgesamt 500.000 Neuronen.

Genau wie in unserem Körper steuern sie dort die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper, nur eben dezentral (→ Aliens). „Wir sind so sehr an unsere zentralisierte neuronale Kontrolle gewöhnt, dass wir anderen Modellen gegenüber misstrauisch sind“, sagt die Oktopusforscherin Jennifer Mather. „Es ist eher wie der Gegensatz zwischen einer Diktatur und einer Demokratie.“ In dieser Analogie wären wir Menschen also die Diktatur und die Oktopusse die Demokratie.

Sie können ein Spektrum funkelnder Töne reflektieren und funktionieren im Prinzip wie Seifenblasen: Wenn die Iridophore sehr dünn ist, reflektiert sie kürzere Wellenlängen wie blaues Licht; wenn sie dicker ist, längere Wellenlängen wie Gelb und Rot. Iridophoren sind eine von drei Hautschichten, die es den Oktopussen ermöglichen, unentwegt ihr Aussehen zu verändern. Zuoberst liegen die Chromatophoren, mit Pigmenten gefüllte, elastische Säcke. Ziehen sie ihre Muskeln zusammen, dehnen sich die Säcke aus........

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