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Kunstvoll | Die männliche Freiheit, wegzudämmern

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28.07.2024

Man kann, muss zu diesem Roman ein wenig recherchieren. Dann kommt man auf Norman Lewis, den schwarzen, abstrakt-expressionistischen Maler und sein Bild Cathedral von 1950. Auf Paula Modersohn-Becker, die, schemenhaft, aber schon etwas deutlicher entlang ihrer Nahaufnahmen aus der Perspektive einer Frau erscheint. Andere Charaktere offenbaren sich leichter, Georg Baselitz etwa, der nicht nur Gemälde schuf, die nach herkömmlichem Blickwinkel ihre Motive auf dem Kopf stehen lassen. Und der immer mal wieder anmerkte, dass Frauen nicht gut malen könnten. Gestrickte Figuren der französisch-amerikanischen Künstlerin Louise Bourgeois (1911 – 2010) und ihre Spinnen bekommen Raum. Später wird die unscharfe Figur des sanften Filmemachers Eric Rohmer eine Spielfläche für Fragen nach Identifikation und Subjektivität, zwischendrin begleiten wir länger eine Malerin, die einen Mann heiratet, sich ihm unterwirft, weil er sie missbilligt. Alle firmieren unter dem Kürzel G, dazwischen weben sich Erzählstimmen, mal im Singular, mal im Plural. Parade, der neue Roman von Rachel Cusk, ist ein Vexierspiel und noch viel mehr.

Zu Rachel Cusk kommt niemand mit der Hoffnung auf gängige Spannungsbögen und Plotlinien. Cusk spielt spätestens seit ihrer gefeierten Trilogie Outline (im Original 2014 erschienen) in einer eigenen Liga: Sie nimmt wie eine Zisterne Gespräche und Ereignisse ringsum auf, gerne auch längliche Referate von Männern, gibt sie wieder, mischt eigene Reflexion darunter. Dabei verstecken........

© der Freitag


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