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Hiroshima | Hiroshima 1945: Die US-Regierung zensierte die Bilder der Toten und Schwerverletzten

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monday

Runde Jahrestage der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sind ein Anlass, über den Atomkrieg zu schreiben, doch wäre man in den USA aus der Zeit gefallen mit der Warnung, dass ein Atomkrieg „passieren“ und die US-Regierung dafür mitverantwortlich sein könnte. Als übten Nuklearwaffen-Nationen nicht seit Jahrzehnten für den „Ernstfall“. Als werde das Tabu gegen einen Kriegseinsatz von Kernwaffen ewig halten.

Zwei Nuklearmächte haben im Juni einen Staat angegriffen, der angeblich auf der Schwelle steht, diesen Status zu erlangen. Israel und die Vereinigten Staaten bombardierten den Iran – wenn auch „nur“ mit konventionellen, aber immerhin bunkerbrechenden Waffen. Und eines sollte man nicht übersehen: Beim Deutungsstreit über die 80-jährige Geschichte der Kernwaffen geht es um die Zukunft.

Zur atomaren Rüstung und Planung gehört in den USA seit jeher ein antiseptischer Umgang mit dem Schrecken. Das fing 1945 an. Die US-Regierung zensierte die frühen grausigen Bilder der Toten und Schwerverletzten von Hiroshima und Nagasaki. Wer die Augen schließt, der macht es sich leichter, Atomkriegsplanung und Modernisierung der Kernwaffenbestände voranzutreiben.

Man soll und kann sich nicht vorstellen, was jemand leidet, dem Glassplitter im Rücken stecken und die verbrannte Haut von den Fingern hängt, wie eine Hiroshima-Überlebende auf einem Video im Hiroshima Peace Memorial Museum berichtet über die vielen verbrannten Körper, die sie als Kind gesehen habe.

Die Geschichte des teils jahrzehntelang geheim gehaltenen Filmmaterials, manches davon in Farbe, aufgenommen von japanischen Kameraleuten und einer Crew der US-Streitkräfte, wird durch den Journalisten Greg Mitchell in dem 2021 produzierten Film Atomic Cover-up erzählt. US-Offizielle hätten die Aufnahmen beschlagnahmt und jahrzehntelang begraben, um die menschlichen Kosten der Bombardierungen zu verbergen. In einer Filmsequenz versuchen Mediziner, einem jungen Mann zu helfen, der mit einem Rücken ohne Haut daliegt. In Nagasaki hätten Menschen „neben den Straßen gelegen........

© der Freitag