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Atomkrieg | Die Gefahr eines Einsatzes von Kernwaffen war noch nie so groß wie heute

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06.08.2025

Der Geist war am 6. und 9. August 1945 aus der Flasche. Fortan sahen sich die Menschen in der Lage, Waffen von solch monumentaler Wirkung einzusetzen, die gesamte menschliche Zivilisation, inklusive der Erde als Lebensraum, vernichten zu können. Hatte Albert Einstein angesichts der Gefahr, das Deutschland Adolf Hitlers könnte als erster Staat über Nuklearwaffen verfügen, US-Präsident Franklin D. Roosevelt zunächst aufgefordert, umgehend nach der Bombe forschen zu lassen, setzte er sich nach dem Zweiten Weltkrieg vergeblich dafür ein, das Werkzeug der Massenvernichtung wieder abzuschaffen.

Auch der Vorschlag des „Vaters“ des Manhattan-Projekts, Robert Oppenheimer, alle Atomwaffen-Bestände den Vereinten Nationen zu unterstellen, scheiterte am Machtwillen in Washington und Moskau. Umso mehr war das Menetekel für die Menschheit an die Wand geschrieben. Während des Kalten Krieges stand die Welt mehrfach vor einem nuklearen Schlagabtausch der Supermächte USA und Sowjetunion, sei es wegen strittiger Stationierungsfragen von Atomraketen während der Kuba-Krise (1962) oder wegen technischer Fehler der Vorwarnsysteme. Viel Glück, die Entscheidungskraft Einzelner und ein ab den frühen 1970er Jahren aufgebautes System der Rüstungskontrolle bannten das Schlimmste.

Gegenwärtig sieht es düster aus. Das letzte Rüstungskontrollabkommen über strategische Nuklearwaffen zwischen Washington und Moskau läuft am 5. Februar 2026 aus. Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI sieht wegen des Modernisierungswettlaufs bei Nuklearwaffen und des aktuellen Kriegsgeschehens (Ukraine, Russland, Nahost) die wachsende Gefahr eines thermonuklearen Konflikts.

Die von Einstein und anderen Experten 1947 geschaffene Doomsday Clock, welche die Gefahr einer atomaren Katastrophe anzeigen soll, ist zuletzt auf 89 Sekunden vor zwölf gestellt worden. So nahe an Mitternacht stand dieser Indikator noch nie. Dazu beigetragen........

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