Fotografie | Martin Parrs Frühwerk: Meister des Moments
Für viele angehende Fotografen, die sich der Dokumentarfotografie verpflichtet fühlen, sind die Bilder von Martin Parr vermutlich ein Erweckungserlebnis gewesen. Den Aufstieg zum leuchtenden Stern am Fotografenhimmel verdankt Parr seinen Aufnahmen von den Freizeitritualen der englischen Arbeiterklasse am Beispiel des Seebads New Brighton am Rande Liverpools.
In seinem legendären Fotobuch The Last Resort (zu Deutsch etwa Die letzte Zuflucht) versammelte Parr zwischen 1983 und 85 entstandene Bilder von Menschen, die ihre Wochenenden bei „cheap thrills“ an überfüllten Stränden, in Spielhallen, bei kruden Schönheitswettbewerben oder in gammeligen Fish-'n'-Chips-Läden verbringen, wo sie Junkfood in sich und ihre Kinder hineinstopfen.
Damit wurden seine Bilder zum ungeschönten Spiegelbild einer auf Außenstehende skurril anmutenden Nationalkultur der „kleinen Leute“, inklusive aller geschmacklichen Entgleisungen. Kleine Anmerkung am Rande: Bei meinem letztjährigen Aufenthalt in Blackpool, einem Seebad ganz in der Nähe von und ähnlich gestrickt wie New Brighton, konnte ich mich davon überzeugen, dass Parr heute noch exakt dieselben Motive finden würde wie damals in den 1980ern.
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