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Von Cansın Köktürk bis Joschka Fischer: Die größten Kleiderskandale im Bundestag

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10.06.2025

„Dann würde ich Sie bitten, die Sitzung zu verlassen, bitte“ fordert Bundestagspräsidentin Julia Klöckner die Angeordnete Cansın Köktürk kürzlich auf, bevor diese mit Wut im Bauch aus dem Plenarsaal des Bundestages stürmt. „Palestine“ stand auf dem Sweatshirt der Abgeordneten der Linkspartei. Offenbar ist der Name eines Landes Provokation genug für Klöckner, um die Politikerin vor die Tür zu setzen. Köktürk aber ist nicht die Einzige, die aufgrund eines unliebsamen Kleidungsstückes schonmal für übersprudelnde Emotionen auf der großen Bühne der deutschen Politik sorgte. Hier eine kleine Auswahl der größten Aufreger im Parlament.

Eine der ersten Debatten-Lawinen, in der es um angemessene Kleidung auf dem politischen Parkett des deutschen Bundestages ging, löste die SPD-Abgeordnete Lenelotte von Bothmer aus. Als erste Frau wagte sie es im Jahre 1970, den Plenarsaal in einem Hosenanzug zu betreten. Warum? Weil ein Hosenanzug kein Rock ist. Denn den trug Bothmer nicht nur normalerweise, sondern den hatte sie auch zu tragen, wäre es nach Richard Jaeger (CSU) gegangen, dem damaligen Vizepräsidenten des Bundestags. Der hatte erklärt, er würde keiner Frau erlauben, das Plenum in Hosen zu betreten, geschweige denn an das Rednerpult zu treten. Die 54-jährige von Bothmer besorgte sich daraufhin eine Hosenanzug, beige, für ihre Rede.

Was folgte, war eine Welle der Empörung, die durch die Reihen der konservativ alt-männlich geprägten Geister schwappte. Lenelotte von Bothmer musste sich unter anderem als „würdeloses Weib“ beschimpfen lassen.

Einen grundsätzlich festgelegten Dresscode gibt es für den Bundestag nicht, allerdings wurde durch so manche Abweichler schon häufig darüber diskutiert, was im Bundestag als angemessen gilt. Bis heute wird die Würde des Hauses als Maßstab für die Kleiderwahl im Bundestag herangezogen. Wer oder was stört, muss raus. Was diese Würde des Hauses verletzt, hängt wohl von den Zeiten ab, in denen man sich bewegt. So war die Jeans in der DDR beispielsweise zuerst noch hoch verpönt und galt als „kapitalistisches Teufelszeug“. Damit war sie also weder außerhalb noch innerhalb der parlamentarischen Mauern der DDR tragbar.

Einen der denkwürdigsten Auftritte, der sich in den Köpfen der Menschen festsetzte, legte Joschka Fischer bei seiner........

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