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Kino | „Frankenstein“ und „Dracula“: Horrorfilme haben Hochkonjunktur in Krisenzeiten

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Tot und lebendig zugleich bewegen sie sich nun schon durch über 100 Jahre Filmgeschichte, der eine mit verschlagener, sexuell aufgeladener Eleganz, der andere melancholisch und mit schwerfälliger Brutalität: Dracula und Frankensteins Monster. Beide entspringen Romanen aus dem 19. Jahrhundert, die sie als der Sterblichkeit enthobene Schreckgestalten konzipiert haben. Doch was in Bram Stokers und Mary Shelleys Erzählungen als Gott und Natur widerstrebend dargestellt wird, fügt sich zu gut in die Logik der Filmbranche ein: Das hundertfach Bewährte kehrt immer wieder zurück – so nun auch mit Luc Bessons Dracula – Die Auferstehung und Guillermo del Toros Frankenstein.

Dabei scheint der Zeitpunkt entscheidend: Hartnäckig hält sich die These, dass Horrorfilme vor allem in Zeiten ökonomischer Krisen Hochkonjunktur haben und dann insbesondere untote Gestalten wie Vampire und Zombies in den Vordergrund rücken. So brachte Universal Pictures ausgerechnet 1931, während der wütenden Weltwirtschaftskrise, die mit Bela Lugosi und Boris Karloff auftrumpfenden Dracula- und Frankenstein-Verfilmungen heraus, während im neuen Jahrtausend das Krisenjahr 2008 von einer neuen Welle von Zombie-Filmen angekündigt wurde und schließlich mit dem Kinostart der Teenager-Romanze Twilight ein populäres Vampir-Franchise aufkommen sah.

Vor allem der Vampir, der seine Opfer aussaugt und sich eben zum Selbsterhalt von den Lebenskräften Unterlegener nährt, lässt sich als Verkörperung einer von Rezession befallenen Wirtschaft lesen und spiegelt in seinem widernatürlichen Wesen zugleich die Angst vor Verfall, Elend und Tod wider. Entsprechend begann das Jahr 2025 mit........

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