„Ick bin so sauer!“ – Anwohner laufen Sturm gegen Luxus-Wohntürme in Marzahn
Um Marzahn ranken sich so manche Legenden. Viele Menschen halten den Ost-Berliner Stadtteil für einen trostlosen Randbezirk – denken dabei an monotone Plattenbauten, an zugige Straßen, gesichtslose Hochhauskulissen, verwilderte Grünflächen und an das sprichwörtliche „Ende der Welt“. Ein Ort, um den man lieber einen großen Bogen macht. So erzählen es jene, die Marzahn nur vom Hörensagen kennen – oder aus den Geschichten einer berühmten Dame im pinkfarbenen Jogginganzug.
Dabei ist dieser Ort weit mehr als nur Beton und Tristesse. Der Bezirk zählt heute zu den grünsten und städtebaulich vielfältigsten Gegenden Berlins. Doch genau diese Vielfalt gerät zunehmend in Gefahr: Nirgendwo sonst in Berlin wird so viel nachverdichtet wie hier. Ein Luxusneubau nach dem anderen schießt in die Höhe – und stellt die Marzahner buchstäblich in den Schatten.
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Vor allem rund um den Helene-Weigel-Platz brodelt es seit Monaten. Dort sollen gleich mehrere neue Wohntürme entstehen – viele Anwohner fürchten sich vor Verdrängung. Auch an der Allee der Kosmonauten und in der Kleeblattpassage sind die Anwohner in heller Aufregung: Dort werden ebenfalls neue Wohnkomplexe errichtet, teils bis zu 16 Geschosse hoch. Kritiker sprechen von einer „Zubetonierung ohne Augenmaß“ und fürchten, Marzahn könne sein Gesicht verlieren – und zu einem Ort der Spekulanten werden.
Auch in Kaulsdorf am Feldberger Ring in Marzahn-Hellersdorf sollen bald die Bagger rollen. Zur Zeit rollen hier noch die Kugeln über die Bahnen der alten Bowlingbahn, doch die soll in wenigen Monaten geschlossen werden. Man munkelt, ein Investor wolle dort zwei neue Luxus-Wohnbauten errichten. Für die Kaulsdorfer ein Schock: Schließlich war die Bowlingbahn über viele Jahre ein wichtiger sozialer Treffpunkt – nicht etwa nur, um eine „lockere Kugel zu schieben“, sondern auch, um sich dort nach Feierabend auf ein Bier oder eine Currywurst zu treffen.
Damit dieser Ort den Investorenplänen nicht zum Opfer fällt, haben sich die Kaulsdorfer am Sonnabendnachmittag vor der alten Bowlingbahn versammelt – einem DDR-Bau mit verblasster Fassade und zugigen Eingängen. Zum ersten Mal kamen hier Aktivisten, Anwohner und andere engagierte Bürger zusammen, um gemeinsam zu überlegen, wie sie sich gegen den ominösen Investor wehren können – und was sie tun müssen, damit ihr Viertel nicht weiter verbaut wird.
Als wir uns dem Eingang der Bowlingbahn nähern – einem eingeschossigen Bau, in dem sich zu DDR-Zeiten eine Kaufhalle befand –, blicken wir in etwas überraschte Gesichter: „Ach, Sie sind von der Presse, wa?“, sagt Siegfried N., als wir uns zu erkennen geben. Der Marzahner ist kein Unbekannter: In mehreren Bürgerinitiativen gegen umstrittene Wohnbauprojekte engagiert, weiß er genau, worauf es im Kampf gegen die großen Immobilienhaie ankommt.
Dann eilt eine zierliche Frau mit kurzem Haar zu uns und reicht uns ein Papier. „Schaun Se ma“, sagt Elo B. und lächelt stolz. „Dit is mein Statement – könn Se so drucken“, sagt sie und nickt bestimmt. Ein Satz, der klingt wie das Ende einer langen Geschichte – und zugleich wie der leise Beginn von........





















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