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Sternekoch René Frank über Neukölln: „Im Reuterkiez ist die Gentrifizierung stehengeblieben“

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Passiert ja auch nicht alle Tage, dass man mit dem Küchenchef zu Tisch sitzt. Umgezogen hat er sich dafür nicht, er trägt stattdessen, wie mittags beim offiziellen Interview, ein restaurantgebrandetes, schwarzes Hemd, Jeans und Sneaker. Nervös wirkt er, was vielleicht daran liegt, dass noch eine zweite Journalistin neben ihm Platz genommen hat.

Zügig gleitet der Löffel durch ein Buchweizen-Biskuit-Törtchen mit karamellisierten Walnüssen, Miso-Kaffee-Buttercreme, eingeweckten Zwetschgen und einem Chip aus Dulse-Alge. Schwups, ist der Teller leer. René Frank ist ein konzentrierter Esser, schaut so gut wie nie auf sein Telefon (außer, um die Schädlichkeit von Hafermilch zu googeln), macht sich keine Notizen. Und das, obwohl er streng genommen gerade arbeitet.

Etwa einmal im Monat führt sich der Coda-Chef sein komplettes Menü zu Gemüte, aus Gründen der Qualitätskontrolle. „Kaizen“ nennt sich das auf Japanisch, „kai“ bedeutet Veränderung, „zen“ hin zum Besseren. Das Coda ist Berlins möglicherweise ungewöhnlichstes Restaurant. Eröffnet 2016 in der Neuköllner Friedelstraße als Dessertbar, von Frank und dem Interieurdesigner Oliver Bischoff.

Acht Teller zu jeweils fünf Euro gab es damals, schöne Idee, leider nicht so rentabel. Entgegen der Annahme spielte Zucker nie die Hauptrolle, hat in seiner bösen, weißen Form sogar Hausverbot. Stattdessen kommt die natürliche Süße von Früchten und Gemüse zum Einsatz, ebenso Zutaten wie Ahornsirup oder Honig.

Ein typischer Coda-Teller: eine Tarte aus Alte-Milch-Deichkäse mit Taggiasca-Oliven, confierten Feigen und herzhaftem Erdnussmousse. Oder: Petersilienwurzel-Eis mit Pistazien, Schwarzer-Knoblauch-Creme und einer Vinaigrette aus Petersiliengrün und Limette. Instagrammable ist das alles, dabei von beeindruckender geschmacklicher Tiefe und mutig kombiniert.

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Der Mann hinter diesen Tellern ist gebürtiger Allgäuer. Als beim Vater aufgewachsenes Scheidungskind scheint Kochen eine Art Trost gewesen zu sein. Im Grundschulalter weihte er sein litauisches Au-Pair-Mädchen in die deutsche Suppenkunst ein, verzauberte die Verwandtschaft mit Buttercremetorten und machte folglich eine Kochausbildung in einem bodenständigen Thüringer Betrieb. Anschließend führte ihn sein Weg in einige der besten........

© Berliner Zeitung