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Masturbation: Die alten Märchen von Schuld und Schwächung

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27.09.2025

Selbstbefriedigung? Ganz schlecht! Verwerflich, unmoralisch, schmutzig und gottlos. Priester warnten, Ärzt:innen waren noch vor etwas mehr als hundert Jahren davon überzeugt, dass Onanie für Pocken, Tuberkulose und Rückenmarksschwund verantwortlich wäre und sogar direkt in den Wahnsinn führen könne. Ganz sicher verleite es zu Antriebslosigkeit, führe zu allgemeiner Mattigkeit, Pflichtvergessenheit und Konzentrationsschwäche, hieß es.

Diese Märchen wurden Kindern und Jugendlichen eingetrichtert. Von Eltern, Erzieher:innen, vom Pfarrer. Die Folge war nicht, dass die Jugendlichen deshalb weniger masturbierten. Sie taten es nur mit einem fürchterlich schlechten Gewissen. Im 19. Jahrhundert gab es zudem zahlreiche Foltermethoden, die die jungen Leute davon abhalten sollten, Hand an sich zu legen. Die Arme der Verdächtigen wurden nachts gefesselt, die Hände in dicke Lederhandschuhe gesteckt. Oder es wurden die jungen Männer durch körperliche Übungen so sehr erschöpft, dass sie wie tot ins Bett fielen.

Hinter der Lehre von der Schändlichkeit der Onanie steht die katholische Kirche, die schon im Mittelalter jede sexuelle Aktivität, die einfach so zum Spaß erfolgte und nicht der Zeugung von Kindern diente, verteufelte. Mittlerweile haben Theolog:innen allerdings herausgefunden, dass sogar die........

© Wiener Zeitung