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Was macht eigentlich die Pallas Athene vor dem Parlament?

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Mit der Lanze in der einen und einer goldenen Statue in der anderen Hand, das Haupt geschmückt mit einer Art Krone, ebenfalls goldglänzend: So ragt die 5,5 Meter hohe marmorne Pallas Athene auf einer Säule aus dem Brunnen vor dem Parlament. Nicht nur in den Köpfen der Wiener:innen ist sie längst zum Symbol für die parlamentarischen Abläufe, die sich in den Mauern hinter ihr abspielen, geworden. Auch bei Tourist:innen ist sie beliebtes Fotomotiv und Symbol für Österreichs Politik. Nicht zuletzt ziert das Abbild der Pallas Athene vor dem hellenistischen Säulenportal auch das Logo des Parlaments.

Aber warum ist gerade die griechische Göttin der Weisheit zum Sinnbild des österreichischen Parlamentarismus geworden? War das schon im Sinne des Erfinders, Theophil Hansens, als er 1869 die Pläne für das Gebäude entwarf? Immerhin herrschte im damaligen Österreich noch Kaiser Franz Joseph, das Parlament dagegen – bestehend aus dem vom Kaiser beschickten Herrenhaus und dem von den Ländern besetzten Abgeordnetenhaus – hatte lediglich marginale Rechte und keine politische Entscheidungsgewalt.

Gerade unter diesem Blickwinkel ist die Pallas Athene und ihre Symbolkraft umso spannender – denn es zeigt, wie visionär Hansen zu einer Zeit plante, als noch nicht klar war, in welche Richtung sich Österreich politisch entwickeln würde. „Hinter jeder Figur, jeder Statue, jedem Stilelement steckt eine Überlegung in Verbindung zur Demokratie“, weiß Alexis Wintoniak, der als Parlamentsvizedirektor einer der Hauptverantwortlichen für die jüngste Sanierung des Parlaments war und sich in dieser Rolle eingehend mit der Geschichte des Hauses befasst hat. Hansens Baupläne waren sozusagen ein Vorgriff auf das Ende des Kaiserreichs und letztlich auch die Zweite Republik. Schon damals war........

© Wiener Zeitung