Der brutale Kampf um Österreichs Migra-Kicker
Es ist schon wieder passiert – zum Ärger des Österreichischen Fußball-Bundes. Das 19-jährige Stürmertalent Leon Grgic, geboren in Bruck an der Mur, in der Steiermark zuhause und seit Jahren ÖFB-Nachwuchs-Nationalspieler, wird künftig für Kroatien auflaufen – das Heimatland seiner Eltern.
ÖFB-Manager buhlten gar in seinem Wohnzimmer um den Sturm-Spieler. Doch nichts zu machen. Verbands-Boss Josef Pröll sprach von einer „ganz großen Enttäuschung“, da der heimische Fußball dringend junge Stürmer braucht. Der abtrünnige Grgic erklärte bloß: „Ich habe auf mein Herz gehört“.
Das ist nicht der erste derartige Fall. Dem österreichischen Fußball kommen seit Jahren große Talente abhanden. Vor allem die Verbände aus den Balkan-Ländern und der Türkei werben intensiv um Emigranten in ganz Europa. Nun regiert Frust. Der mit Steuergeld-Millionen geförderte ÖFB beklagt hohe Kosten für jahrelang intensiv betreute Top-Hoffnungsträger – und steht am Ende immer öfter mit leeren Händen da.
Die Sache hat Sprengkraft. Es geht um die Zukunft des heimischen Fußballs, wie schlagkräftig und vielfältig er künftig sein wird – und um zwei heikle Fragen: Warum entscheiden sich immer mehr Migranten-Kinder für das Heimatland ihrer Eltern? Und wie kann der ÖFB sie halten?
Die Lage ist kompliziert. WZ-Recherchen zeigen: Nationalstolz und Druck spielen eine Rolle, aber auch Versäumnisse des ÖFB.
Österreichs Fußball profitiert von Kindern von Migranten. Marko Arnautovic hat es trotz serbischer Wurzeln zum Rekord-Nationalspieler gebracht. David Alaba, Zlatko Junuzovic, Veli Kavlak, Kevin Danso – die Liste ist lang. Aleksandar Dragovic, 34, in Wien geboren, Kind serbischer Einwanderer, hat 100 Länderspiele für Österreich absolviert. „Für mich war immer klar, dass ich für Österreich spielen will“, sagt er zur WZ. „Ich bin dem Land dankbar und wollte etwas zurückgeben.“
Einblicke in die WZ-Redaktion. Ohne Blabla.
Heute sehen das immer mehr Burschen anders. Der Wiener Robert Ljubicic, als Spitzen-Talent auf Empfehlung des ÖFB gar mit einer Quasi-Befreiung vom Bundesheer-Grundwehrdienst bedacht, wechselte 2022 zu Kroatiens Verband. „Kroatien liegt mir im Blut, das sind meine Leute“, erklärte er. Der Linzer Luka Sucic von Real Sociedad spielt für Kroatien. Sandi Lovric, geboren in Lienz und bis zur U-21 ÖFB-Spieler, läuft für Slowenien auf. Der Wiener Mert Müldür für die Türkei. Amar Dedic aus Zell am See für Bosnien.
2020........
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