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Zensur in Museen – auch eine Gefahr für mich?

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19.09.2025

Lonnie Bunch staunte nicht schlecht. Der Generalsekretär der Smithsonian Institution in Washington, des größten Museumsverbands der USA, hielt einen Brief in Händen, in dem sich das Weiße Haus für Führungen durch seine Häuser bedankte. Doch die Dankbarkeitsfloskeln endeten in eisernen Vorschriften.

Die Museumsstrategie sei anzupassen. Ausstellungen hätten den präsidialen Empfehlungen zum 250. Gründungsjubiläum der USA am 4. Juli 2026 zu entsprechen. Speziell aus dem National Museum of American History und dem Museum of African American History and Culture seien „spalterische“ und „anti-amerikanische Narrative“ zu entfernen. Die Museen sollten „die Einheit, den Fortschritt und die beständigen Werte der Geschichte Amerikas“ abbilden, heißt es in dem der WZ vorliegenden Schreiben. Ausstellungstexte, Social-Media-Content, kuratorisches Konzept, Didaktik und Sammlungspraxis der Smithsonian Institution würden daher von der US-Regierung auf ihre Entsprechung auf „amerikanische Ideale“ geprüft. Innerhalb von 75 Tagen möge man Information über das künftige Programm übermitteln.

Wie viel politische Einflussnahme halten Museen aus und was bleibt dann von ihrer Autonomie? Und was wäre, wenn in Österreich etwas Ähnliches passieren würde? „Der Grund, warum Trump gerade die Smithsonian Institution herausgreift, ist, weil dieser Museumsverband vom Bund getragen wird. Den meisten anderen Museen in den USA kann er nichts anhaben, da sie privat finanziert sind“, sagt Jasper Sharp, Kurator und Kunsthistoriker in Wien, zur WZ. Und er hebt hervor: „In Österreich ist es genau umgekehrt. Hierzulande sind die Museen zum allergrößten Anteil durch die öffentliche Hand getragen. Dadurch wären sie angreifbar, wenn die Ressorts für Finanzen und für Kultur in denselben politischen Händen wären, und man beschließen würde, eine vorgefertigte Linie zu beschreiten.“

Nur 65 Kilometer von Wien entfernt wird die Geschichte bereits umgeschrieben. „Seit Viktor Orban 2010 die Regierung übernommen hat, wird die ungarische Verfassungsordnung, das Wahlsystem und auch die Kulturlandschaft........

© Wiener Zeitung