Redest du noch oder schnurrst du schon?
Schnurr, murr und knurr: Das sind die drei Gemütszustände. Schnurr steht für glücklich, zufrieden, fröhlich, amüsiert (schnurr!), begeistert (schnurrschnurrschnurr!!!), befriedigt oder entspannt (schnuuuurr), bringt aber auch Appetit zum Ausdruck. Murr wiederum signalisiert je nach Tonlage eine fragend-neugierige oder neutrale Haltung. Es markiert Anwesenheit, kann aber auch Langeweile vermitteln und kippt im äußersten Fall in eine Warnung vor Knurr. Knurr legt den Schalter um. Es tritt bei Grenzüberschreitungen in Aktion und macht Missbilligung, Ablehnung oder Aggression deutlich. Und dann gibt es da noch einen Zwischenzustand – Maunz. Bemaunzen lässt sich so ziemlich alles, ob aus (Selbst)zweifel, Ratlosigkeit, Leiden, als Jammerei über die Zustände, oder um einfach nur ein Gespräch in Gang zu bringen.
Soweit eine individuelle Sicht auf die „Miauologie“. Dieses Spezialgebiet der Sprachwissenschaft erforscht den sich ausbreitenden Spleen von Katzenhalter:innen, ihren felligen Freund:innen komplexe Bedeutungen ins Maul zu legen, beziehungsweise sich selbst murrend oder schnurrend zu artikulieren. „Cat Content“, also Inhalte im Internet, die sich um Katzen drehen, sind voller Zuschreibungen und Sprachspiele, die der Wahrnehmung katzenverliebter Menschen entspringen. Das beginnt mit Imitationen und Interpretation verschiedener Arten zu miauen und reicht bis zu Podcasts und Neigungsgruppenliteratur.
In einem Buch hat die Grazer Sprachsoziologin Edith Podhovnik den menschengemachten katzotischen Wortschatz erforscht – freilich mit Augenzwinkern. So stünde ein „Miezvertrag“ für den Eindruck, dass der Mensch nur von felinen Gnaden in seiner Wohnung lebt. Eine „Pantherisierung“ wiederum ist jener Freiheitsentzug, der sich einstellt, wenn eine schwarze Katze auf den Schoß........
© Wiener Zeitung
