Bögen, Clubs, Koks: Innsbrucks Waffenverbotszone
Tagsüber wirkt die Bogenmeile in Innsbruck eher unscheinbar. „Von Schlägereien oder Gewalt bekommen wir hier nichts mit“, sagt ein Mitarbeiter des Cafés „Brennpunkt“, das ebenfalls in der Meile liegt. „Wir sperren um acht Uhr abends zu. Da passiert eigentlich selten etwas.“ Die „interessanteren Dinge“ spielen sich hingegen nachts an den Wochenenden in den Clubs ab, etwa in der „Tante Emma“, einem beliebten Techno-Hotspot, der nur rund 350 Meter vom Brennpunkt-Café entfernt liegt.
„Brennpunkt“ ist ein durchaus passender Name für ein Café an der Bogenmeile. Zwischen sozialem Brennpunkt und Villenviertel wird der Kontrast in Saggen, einem südlich des Inns gelegenen Stadtteil Innsbrucks, besonders deutlich: In den Bögen befinden sich Einrichtungen wie die Kleiderausgabestelle des Vereins für Obdachlose oder das Streetwork-Büro, nur wenige Minuten entfernt prägen repräsentative Gründerzeitvillen des wohlhabenden Bürgertums aus dem späten 19. Jahrhundert das Bild. Die Viaduktbögen selbst entstanden ebenfalls im 19. Jahrhundert als Teil der Bahnstrecke und dienten damals als Werkstätten, einfache Unterkünfte für Bahnbauarbeiter und Geringverdiener oder als Lagerstellen, etwa für Getreide. Mit der Zeit wandelte sich ihre Nutzung: Anfang des 20. Jahrhunderts eröffneten kleine Geschäfte, und ab den 1980er- und 90er-Jahren entwickelte sich die Meile zu einem der lebendigsten Partyorte Innsbrucks.
Die Forderungen nach einem generellen österreichweiten Waffenverbot werden immer lauter. Allein im August kam es in Wien zu sechs Messerattacken – einige davon ereigneten sich sogar innerhalb der bestehenden Waffenverbotszonen, etwa am Yppenplatz in Ottakring (16. Bezirk). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie wirksam solche Zonen tatsächlich sind und welchen Beitrag sie zur Sicherheit leisten.
Deutlich länger als in Wien gibt es derartige Waffenverbotszonen in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck. Die berühmte „Bogenmeile“ entlang des Straßenverlaufs der Ingenieur-Etzel-Straße ist ein beliebter Ort zum Ausgehen, mit zahlreichen Bars, Clubs, Cafés und Restaurants. Die hohe Besucherfrequenz und Konzentration von Lokalen führten in der Vergangenheit nicht selten zu gewalttätigen Vorfällen – unter anderem mit Messern, Schlagringen oder anderen Waffen, oft in Verbindung mit Alkohol, Kokain und anderen Rauschmitteln. Aus diesem Grund trat am 1. Dezember 2018 hier die erste Waffenverbotszone Österreichs in Kraft, die seither mehrfach verlängert wurde. Mittlerweile wurde die Zone auch auf den........
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