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TikTok-Verbot in Albanien: Ein gescheitertes Experiment?

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15.07.2025

Die App öffnet sich ganz normal. Das erste Video lädt. Beim Runterscrollen kommen aber keine weiteren Videos nach. TikTok ist gesperrt. So sieht seit etwa drei Monaten die Realität für alle aus, die die App in Albanien verwenden möchten.

Elind Selenica zeigt es mir auf seinem Handy, als wir Ende Mai in einem Café in der albanischen Hauptstadt Tirana sitzen. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis er ein VPN aktiviert und TikTok wieder verwenden kann. Die VPN ändert die IP-Adresse seines Handys. Also einfach gesagt: Es ist so, als wäre er in einem anderen Land.

Die Sperre kam nach einem tödlichen Unfall in einer Schule in Tirana. Zwei Schüler gerieten in einen Streit, den sie unter anderem über TikTok ausgetragen haben: Im November 2024 stach einer der beiden den anderen nieder. Das Opfer war 14 Jahre alt. Die albanische Regierung reagierte mit einer landesweiten TikTok-Sperre, bisher als einziges Land in Europa. Während die Diskussionen und Debatten über TikTok-Sperren und Einschränkungen weltweit Thema sind, ist die rigorose Vorgehensweise der albanischen Regierung bislang ein Einzelfall.

Für den albanischen Regierungschef Edi Rama ist die chinesische App TikTok ganz klar Schuld an dem Vorfall. „TikTok ist der Gauner im Viertel und wir werden diesen Gauner für ein Jahr aus unserem Viertel verjagen“, sagte er als Begründung für die Sperre. Jugendliche würden sich auf der App radikalisieren und eher einen Hang zu Gewalt entwickeln, hieß es – obwohl die albanische Medienaufsichtsbehörde bereits eine Kooperation mit TikTok zur Regulierung der Inhalte eingegangen war (siehe Infos & Quellen).

Die Regierung behauptete, sie hätten Konsultationen mit Lehrer:innen und Eltern durchgeführt. Demnach sollen 90 % der Eltern, die an der Befragung teilgenommen haben, eine TikTok Sperre befürwortet haben. Über die Gespräche gibt es keine offiziellen........

© Wiener Zeitung