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Zurück aus dem Kalifat: Wie gelingt Deradikalisierung?

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29.04.2025

Als am 1. März eine Maschine aus dem nordirakischen Erbil in Wien landet, betreten Maria G. aus Salzburg und Evelyn T. aus Wien wieder österreichischen Boden. Zehn Jahre zuvor haben sie sich dem sogenannten Islamischen Staat (IS) angeschlossen – nun kehren sie mit ihren Kindern zurück. Während Evelyn bald danach zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt wird, wartet Maria noch auf ihren Prozess.

Mithilfe von Deradikalisierungsarbeit sollen die beiden Frauen wieder in die Gesellschaft integriert werden. Aber wie kann das erfolgreich gelingen? Und sind die österreichischen Maßnahmen auf diesem Gebiet ausreichend? Wir haben bei einem Experten nachgefragt, der die Frauen persönlich kennt.

Der auf den Nahen Osten spezialisierte Politologe Thomas Schmidinger hat maßgeblich bei der Auffindung von Maria G. mitgeholfen und ist als Zeuge für sie aufgetreten. Auch mit Evelyn T. hat er im kurdischen Internierungslager gesprochen. „Die beiden Fälle zeigen eher, wie man es nicht machen sollte“, kritisiert er Österreichs Vorgehen im WZ-Interview. Bei der Rückholung, die fast sechs Jahre gedauert hat, sei wertvolle Zeit verspielt worden: „Besonders in Bezug auf die Kinder, die keinerlei Schuld tragen. Das erschwert die psychotherapeutische Betreuung und die Integration ins Bildungssystem.“ Aus dem Außenministerium heißt es dagegen, dass man seit 2019 angeboten habe, die Söhne von Maria G. zurückzuholen. Das habe sie stets verweigert.

Deradikalisierung ist laut Schmidinger ein komplexer, vielschichtiger Prozess mit vielen Einflussfaktoren. „Grundsätzlich gilt: Eine Reintegration gelingt umso besser, je eher die Betroffenen wieder gesellschaftlichen Anschluss finden – beruflich wie emotional.“ Es brauche daher psychosoziale Begleitung, ein stabiles soziales Umfeld ohne extremistische Bezüge und berufliche Perspektiven durch eine Ausbildung. Eine vollständige Garantie für eine dauerhafte und anhaltende Deradikalisierung gäbe es aber nicht: „Niemand ist davor gefeit, in bestimmten Lebenslagen in extremistisches Denken abzurutschen. Wichtig ist es, die Wahrscheinlichkeit zu verringern.“

Ein wachsendes Sicherheitsrisiko stellen laut Schmidinger die inhaftierten österreichischen IS-Kämpfer in den syrischen Gefängnissen dar, welche bislang nicht........

© Wiener Zeitung