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Trotz Warnungen: Scientology-Verein an Österreichs Schulen

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16.09.2025

Überschriften im Horror-Grusel-Stil. Bilder von Jugendlichen mit blasser Haut und leerem Blick. Vor der Shopping Mall in Wien-Mitte steht ein türkiser Infostand mit dem Schriftzug „Sag NEIN zu Drogen, Sag JA zum Leben“. Viele Menschen eilen vorbei. Manche bleiben stehen und blättern in den Broschüren über Cannabis, Heroin und LSD. Daneben steht ein Plakat-Aufsteller mit dem Gelöbnis „Ich verspreche, ein drogenfreies Leben zu leben“. Eine Mutter mit Kind kommt ins Gespräch mit den Stand-Betreuer:innen.

Was sie vermutlich nicht weiß: Hinter der Präventionskampagne scheint die Scientology-Kirche zu stecken, eine internationale Sekte, die in Österreich nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt ist. Ihre Mitglieder müssen hohe Beiträge zahlen, strenge Loyalität zeigen und sich kostenpflichtigen Kursen unterziehen. Kritiker:innen werfen der Sekte vor, Menschen systematisch zu binden und finanziell auszubeuten.

Sag NEIN zu Drogen ist hierzulande seit rund 30 Jahren tätig, hält Vorträge und Workshops an Schulen in Wien und Umgebung, macht Drogenaufklärung in der Box-Union Favoriten. Auch bei öffentlichen Events wie dem Frauenlauf, dem Wien Energie Business Run oder dem Donauinselfest ist der Verein mit Infoständen präsent.

Doch der Verein vermittelt fragwürdige Inhalte. Die Bundesstelle für Sektenfragen warnte in ihren Tätigkeitsberichten vor Sag NEIN zu Drogen und verschickte eine Aussendung an alle Bildungsdirektionen. Grund: Die Materialien seien wissenschaftlich nicht fundiert, setzen auf Panikmache und versuchen, Jugendliche mit Horrorszenarien abzuschrecken. Auch das Institut für Suchtprävention kritisiert, dass die Inhalte „nicht den Standards wirksamer und seriöser Suchtprävention entsprechen“. Im August 2023 leitete die Bildungsdirektion Wien diese Warnung an alle Wiener Schulen weiter. Dennoch besuchte der Verein seitdem sieben Wiener Privatschulen und zuletzt im Mai 2025 eine öffentliche Mittelschule in Niederösterreich, wie Recherchen der WZ zeigen.

Auf Nachfrage bei der Mittelschule erklärt die Direktorin: „Da ist uns leider ein großer Fehler passiert.“ Ein Kollege sei online auf den Verein gestoßen,........

© Wiener Zeitung