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Mütend

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11.10.2025

Wenn ich auf Instagram frage, welches Kolumnenthema meine Leser:innenschaft am meisten interessieren würde, ist die aktuell häufigste Antwort: Hoffnung. Ihr wollt also von mir – ausgerechnet von mir, der chronisch Depressiven – wissen, wie ihr in der aktuellen Situation, inmitten der Rundumkatastrophe namens Gegenwart, Hoffnung bewahren könnt. Ihr wollt hören, was euch in der Rundumkatastrophe namens Gegenwart Hoffnung machen könnte. Oder dass es überhaupt Grund zur Hoffnung gibt. Ihr hättet gerne, dass ich diesen Grund irgendwo finde – als auserkorenes Hoffnungs-Trüffelschwein gewissermaßen, das schon irgendwo irgendeinen Hoffnungstrüffel finden wird, wenn man es lang genug in der Scheiße wühlen lässt. Ich verstehe den Wunsch sehr gut.

Das Problem ist nur: Bin für all das leider die schlechtestmögliche Ansprechpartnerin. Auf die Frage, wie man Hoffnung inmitten einer Rundumkatastrophe bewahren oder generieren kann, ist meine einzige ehrliche Antwort: gar nicht. Ich bin eine chronisch Hoffnungslose. Ich habe die Hoffnung schon zu einem Zeitpunkt aufgegeben, an dem andere noch Grund für sie sahen.

Aber vielleicht liegt hier eine klitzekleine gute Nachricht versteckt, denn innerhalb von Krisen und Katastrophen laufen die chronisch Ängstlichen und Depressiven nicht selten zur Hochform auf, weil wir gelernt haben, ohne Hoffnung und trotzdem zu leben und weiterzuleben, und weil der innere Ausnahmezustand oft besser zu einem äußeren Ausnahmezustand als zu Normalzuständen passt. Vielleicht ist es also auch gar nicht so falsch, sich in dieser Rundumkatastrophe namens Gegenwart an uns zu halten. Wir sind zwar keine Hoffnungstrüffelschweine, aber wir funktionieren sehr gut in der Hoffnungslosigkeit. Wir haben nichts Hoffnungsfrohes zu verkünden, aber wir können die Hoffnungslosigkeit aushalten, oft indem wir Witze über sie machen, bei denen den sogenannten Normalen nur so die Ohren schlackern. (Je dunkler die Gegebenheiten, desto dunkler der Humor, deshalb finden sich auf........

© Wiener Zeitung