Dickpics und Upskirting: Keine Bagatellen, sondern Gewalt
Du erinnerst dich gewiss noch an Gisèle Pelicot –jene Frau aus Marzan, die über viele Jahre von ihrem Ehemann Dominique Pelicot und zahlreichen anderen Männern, an die er sie auslieferte, sediert und vergewaltigt wurde. Fall und Prozess Pelicot erregten weltweit öffentliches Aufsehen. Eine Sache, die in der Berichterstattung aber oftmals fehlte, war eine Erwähnung der Umstände, die dazu führten, dass Dominique Pelicot überhaupt erst gefasst wurde. Dominique Pelicot wurde festgenommen, weil er in einem Supermarkt Frauen unter den Rock filmte. Man nennt diese Form sexualisierter Übergriffigkeit „Upskirting“ – in Frankreich ist sie erst seit Sommer 2018 ein Straftatbestand. In Österreich und Deutschland überhaupt erst seit 2021 – dank dem Engagement von Hanna Seidel und Ida Marie Sassenberg, die durch eine Petition und Öffentlichkeitsarbeit Druck auf die Politik erzeugt hatten.
Wie jede Verschärfung des Sexualstrafrechtes war auch das Upskirting-Gesetz von Kritik begleitet, unter anderem von der Beschwerde, man würde relativ „harmlose“ Übergriffigkeiten pönalisieren. Egal ob es um „Po-Grabschen“, verbale sexuelle Belästigung oder Upskirting geht, die Argumente gegen die Kriminalisierung sind immer dieselben: „Da darf man ja bald gar nichts mehr“, „das ist doch keine sexuelle Gewalt, das ist doch nur Spaß“, „wenn es dich stört, dann wehre dich doch, wofür braucht es da das Strafgesetz?“.
Aber: Jede Form der sexualisierten und sexuellen Gewalt muss ernst genommen werden. In keiner ihrer Ausprägungen ist Gewalt eine Bagatelle. Auch nicht in jenen Erscheinungsformen, die gesellschaftlich weitgehend normalisiert sind. Der........
© Wiener Zeitung
