Frauenquote als Chance: Warum Österreich hinterherhinkt
Nur eine einzige Chefin unter 88 Chefs. In der steirischen Industrie ist Macht männlich. Das zeigt eine aktuelle Studie des Grazer Vereins „Felin“ (Female Leaders Initiative). Analysiert wurden die Geschäftsführungen, die Vorstände und die Aufsichtsräte der 100 umsatzstärksten Unternehmen der Steiermark. Was die Untersuchung auf lokaler Ebene zeigt, sieht österreichweit nicht anders aus. Frauen – und damit die Hälfte der Bevölkerung – sind in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert. Warum ist das so? Wo steht Österreich in Sachen Frauenquote? Und was braucht es, damit echte Gleichstellung Realität wird?
Gleich vorneweg: Den rechtlichen Rahmen für mehr Gleichstellung gibt es längst. Bereits 2022 beschloss die EU die sogenannte Women-on-Boards-Richtlinie: Sie fordert mindestens 40 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten großer börsennotierter Unternehmen – und in Vorständen ab drei Personen eine Person des unterrepräsentierten Geschlechts. Die Umsetzungsfrist endete mit dem Jahreswechsel. Doch Österreich hinkt hinterher – und zählt zu den zehn EU-Staaten, die die Vorgaben nicht fristgerecht umgesetzt haben.
Im Jänner dieses Jahres reagierte die EU-Kommission mit einem Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich. Zwar legte die damalige Justizministerin Alma Zadić (Grüne) im Februar einen Gesetzesentwurf zur Umsetzung der Richtlinie vor, doch seither ist es ruhig geblieben. Auf Nachfrage der WZ bei Frauenministerin Eva Maria Holzleitner (SPÖ) und Justizministerin Anna Sporrer (SPÖ) betonen beide, dass sie die Quote unterstützen und mehr Gleichstellung wollen. Zu konkreteren Ausführungen lässt man sich aber nicht hinreißen, zur Umsetzung der EU-Richtlinie heißt es nur: „Es laufen Verhandlungen“.
Und währenddessen? Gibt es mitunter Rückschritte. In der Steiermark etwa sank der Frauenanteil in Geschäftsführungen über alle Branchen hinweg in den 100 umsatzstärksten Unternehmen auf nur noch 4 Prozent – ein Minus von 3 Prozentpunkten im Vergleich zu 2023, so die „Felin“-Studie. Auch österreichweit ist das Bild ernüchternd: Ein Bericht der Arbeiterkammer zeigt, dass in den 200 umsatzstärksten Unternehmen nur........
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