Wir, die Medien, und Gaza
Ich bin von uns europäischen Journalist:innen gerade noch mehr genervt als sonst eh schon. Uns geht’s ein bisschen zu gut, meint ihr nicht? In Talkshows, Kommentarspalten und auf Social Media wird darüber verhandelt, ob die Not der Menschen in Gaza „schlimm genug“ ist, um das eigene Weltbild zu bestätigen. Sind die Kinder jetzt schon ausreichend verhungert? Aber sind das auf den Fotos möglicherweise Kinder mit Vorerkrankungen und überhaupt wieso sehen die Erwachsenen nicht unterernährt aus? Aber da stehen doch noch paar Häuser, kann das dann wirklich so schlimm sein?
Müssen wir jetzt wirklich von vorne anfangen? Bilder von hungernden Kindern emotionalisieren mehr, als die von Erwachsenen, Erwachsene haben mehr Reserven, die sie langsamer abbauen, und ja, dann hat das Kind auf dem Bild, das gerade überall um die Welt geht eine Muskelerkrankung. Na und? Was ändert das?
Bitte reißts euch mal alle zam.
Internationale Journalist:innen dürfen seit Langem nicht mehr in den Gaza-Streifen. Die Berichte stammen vor allem von palästinensischen Kolleg:innen, die unter extremen Bedingungen arbeiten – ohne Schutz, ohne........
© Wiener Zeitung
