trend-Gründer Bronner zum Nachlesen: „Niemand schämt sich in diesem Land“
trend: In Ihrem ersten Herausgeberbrief (trend 1/1970) heißt es: „Wir wollen uns den hier nicht bekannten Luxus leisten, eine kritisierenswerte Firma auch dann zu kritisieren, wenn sie zu den Inserenten gehört." Wie schlimm war die Situation damals?
Oscar Bronner: Sie war schlimm. Aber bitte tun Sie nicht so, als wäre das heute kein Thema. Es gibt sehr erfolgreiche Medien, wo selbstverständlich klargestellt wird, dass Großinserenten nicht negativ vorkommen dürfen. Und wie ich höre, soll es einen sehr großen Magazinverlag geben, wo gerade eine Ausgabe einer Zeitschrift eingestampft worden ist, weil ein Großinserent negativ vorgekommen ist.
trend: Das ist auch uns zu Ohren gekommen, auch wenn es nicht den trend betrifft. Es gab bereits in der dritten trend-Ausgabe den Fall eines Inseratenstornos der Creditanstalt. Der damalige CA-Generaldirektor, 69, wollte nicht sein Alter geschrieben sehen. Können Sie sich an ähnliche Dinge erinnern?
Konkret nicht. Man kann jetzt darüber streiten, ob das Alter eines Generaldirektors wichtig ist, aber damals erschien es uns so. Wir haben es dann geschrieben, und damit war es klar. Man muss sich dazu die kleine Korruption dieser Zeit vorstellen. Es war selbstverständlich, dass Journalisten bei Pressegesprächen kleine oder größere Goodies bekamen. Wir haben unseren Mitarbeitern empfohlen, dass wir, wenn diese Dinge verteilt wurden, sagen: „Nein danke, weil ich bin vom trend". Das hat uns natürlich auch bei der Kollegenschaft nicht sehr beliebt gemacht.
trend: Auf 2020 umgelegt würde das heißen, ein Journalist, der vom Bundeskanzleramt zu einer Reise eingeladen wird, lehnt dankend ab?
Die Einladung zu so einer Journalistenreise ist normalerweise kein Goodie, sondern die Möglichkeit, an Informationen heranzukommen, wobei es auch da einen Graubereich geben kann. Aber wenn eine Uhrenfirma ihre Uhren vorstellt und einem Journalisten eine schenken möchte, geht das nicht.
trend: Ist die Unabhängigkeit heute wieder stärker in Gefahr? Sowohl durch die Macht der Inserenten aus der Wirtschaft als auch aus der Politik?
Im Moment haben Medien eine wirtschaftlich sehr schwere Zeit. Je mehr Medien um ihre Existenz kämpfen müssen, desto verwundbarer sind sie. Manche werden in dieser Situation eher kompromissbereit. Und das ist natürlich angenehm für die Versucher. Bei Boulevardmedien ist Unabhängigkeit keine Voraussetzung, deren Leser bemerken die Korruption nicht unbedingt. Es gehört nicht zu ihrer DNA, nicht korrupt zu sein, und wahrscheinlich geht es manchen auch besser, weil sie mit hochgezogenem Rock durch die Gegend rennen. Aber für Qualitätsmedien ist es derzeit sehr schwierig, denn speziell bei ihnen sind Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit ein wichtiges Gut. Ich mache mir große Sorgen um die Existenz von Qualitätsmedien.
trend: Können privatwirtschaftliche Medien in einem kleinen Markt wie Österreich noch die finanziellen Rahmenbedingungen herstellen, um Unabhängigkeit zu gewährleisten? Oder braucht es dazu in Zukunft Mäzenatentum, Stiftungen oder auch den Staat?
Als ich den trend gründete, wurde mir genau das von den Profis erklärt: „In einem kleinen Land wie Österreich ist das, was du dir vorstellst, und so, wie du es dir vorstellst, nicht möglich“ Es war aber jetzt fünf Jahrzehnte lang möglich. Es wird derzeit immer........





















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