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„Politik Backstage“: Start mit Rückenwind, aber wohin?

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12.04.2025

Es ist Mittwoch kurz nach halb zwei Uhr Nachmittag, als Andreas Babler mit zwei seiner engsten Vertrauten den Innenhof des Kanzleramts aufsucht. Dort, wo nur noch einige schwarze Limousinen darauf warten, die letzten Teilnehmer der Regierungsklausur zurück in ihre Büros zu chauffieren, verzieht sich der Vizekanzler und neuerdings auch Chef des Bundesministeriums für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport (BMWKMS) in eine Ecke des Innenhofs, um sich eine Entspannungszigarette anzuzünden und gemeinsam mit seiner Kabinettschefin und Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Sandra Breiteneder und Pressesprecherin Raphaela Pammer den Tag Revue passieren zu lassen.

Die zweite mehrstündige Zusammenkunft der Minister, Klubobleute, engsten Kabinettsmitarbeiter und zeitweilig auch externen Experten von WIFO und AMS im Kanzleramt ist nach innen und außen hin unfallfrei über die Bühne gegangen. Das ist aus Sicht des ehemaligen Traiskirchner Bürgermeisters, dessen Aufstieg zum SPÖ-Chef über Monate von Pannen, Peinlichkeiten und Polemiken begleitet war, mehr, als er bis zuletzt erwarten durfte. Der SPÖ-Chef hat es trotz vieler Unkenrufe nicht nur geschafft, im zweiten Anlauf doch noch eine Koalition mit Türkis und Neos zu zimmern. Er hat auch dem roten Teil des Kabinetts – trotz anderer Zurufe aus der Wiener SPÖ – weitgehend seinen persönlichen Stempel aufgedrückt.

Babler selber, sagen teilnehmende Beobachter im Regierungsviertel, ist in seiner neuen Doppelrolle als Partei- und Vizeregierungschef noch nicht ganz angekommen. Er wirkt bisweilen noch so, als fühle er sich nicht richtig am Platz, lässt da und dort Souveränität und Leichtigkeit vermissen, sagt ein Regierungskollege: „Er formuliert auch intern weitaus vorsichtiger als noch vor wenigen Wochen und ist bemüht, den Boden des Regierungsabkommens keinen Millimeter breit zu verlassen.“

Der neue Hausherr im Kanzleramt, der seiner Leidenschaft für Zigarren bislang nur im privaten Rahmen nachgeht, hat sich inzwischen wieder in das „Kreisky-Zimmer“, jenes weitläufige holzgetäfelte Kanzler-Arbeitszimmer, zurückgezogen, das von einigen seiner Vorgänger wegen seiner dämmrigen Atmosphäre als bedrückend empfunden und daher zugunsten hellerer Räumlichkeiten gemieden wurde.

Christian Stocker hat in dem zuletzt von Karl Nehammer auch gerne für repräsentative Fototermine benutzten Büro so gut wie nichts verändert. Zuletzt hat Stocker hier auch einen Reporter des „Spiegel“ empfangen. Das deutsche Nachrichtenmagazin kam mit dem Ansinnen, dem neuen Ösi-Kanzler die nächste Titelgeschichte der Österreich-Ausgabe des „Spiegel“ zu widmen.

Im ÖVP-Sektor der Regierung wurde das mit einer Mischung aus Vorfreude und Genugtuung registriert, zumal „Der Spiegel“ kurz nach Start der ersten Dreierkoalition in Österreich just die Chefin des kleinsten Regierungspartners aufs Titelblatt der Österreich-Ausgabe gehoben hatte. Verbliebene Sorge bei Stocker & Co.: „Hoffentlich steht nicht wieder etwas wie ‚Der........

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