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Ein Ost-Beauftragter im Orient und andere Missverständnisse

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14.07.2025

Das zunehmend verzagte Selbstgespräch der Deutschen über das, was sie "Die Einheit" nennen, variierte kaum über die vergangenen dreieinhalb Jahrzehnte. Okay, ging es lange um die Rentenpunkte, wird jetzt bevorzugt über Repräsentationslücken geredet. Und bezichtigte man einst die Ostdeutschen, die PDS wählten, des ewigen Stalinismus, gelten nun jene, die für die AfD stimmen, als Retro-Nazis – wobei sich diese pauschale Behauptung leider ebenso wenig pauschal dementieren lässt.

Und dann fiel auch noch dem Gothaer Dirk Oschmann aus Leipzig ein, dass wir Ossis die neuen Orientalen seien, nur bedauerlicherweise ohne Sindbad, den Seefahrer.

Ansonsten aber herrschte strenge Diskurskontinuität. So wogt und wogt der Streit um den Solidaritätszuschlag, obwohl er seit einigen Jahren nur noch rudimentär existiert – und sowieso, um es sicherheitshalber noch einmal möglichen westdeutschen Mitlesenden mitzuteilen, schon immer auch von Ostdeutschen gezahlt wurde. Derweil gingen, Überraschung, die Einnahmen nie exklusiv ins sogenannte Beitrittsgebiet, sondern stets in den Gesamtetat. Ja, echt!

Und dann gibt es natürlich noch die im Bundestagswahlrhythmus wiederholte Debatte um den Ost-Beauftragten, oder, wie aktuell der Fall: die Ost-Beauftragte. Das Besondere an dieser westöstlichen Dauerstreitstelle ist, ein gesamtdeutscher Konsens zur Überflüssigkeit des Postens existiert und nur die Begründung differiert.

Während es im Westen heißt, dass jetzt mal Schluss sein müsse mit der Sonderstellung der undankbaren Schwestern und Brüder in der Zone, wird dem Beauftragten im Osten bestenfalls eine Alibifunktion als regierungsamtlicher Onkel Tom zugebilligt.

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