Was, wenn die Migrationswende nichts bringt?
Verspätungen, Versäumnisse oder gar multiples Versagen: Wenn es in solchen Fällen mit einer Partei bergab geht, darf sich kein Politiker beklagen. Erst recht kein bürgerlicher, wenn es noch dazu um Fragen von Asyl und Zuwanderung geht, die ihm besonders wichtig sein müssen, weil sie ja solche von Fremdheit und nationaler Veränderung sind. Wenn die Bürgerlichen an der Steuerung und Kontrolle von Migration also scheitern oder nur wie gescheitert ausschauen, dann ist das besonders schlecht für sie und gut für eine Partei wie die AfD, die sich konservativ und bürgerlich nennt, auch wenn ihr im Charakter absolut alles dazu fehlt.
Nikolaus Blome, Jahrgang 1963, war bis Oktober 2019 stellvertretender Chefredakteur und Politikchef der »Bild«-Zeitung. Von 2013 bis 2015 leitete er als Mitglied der Chefredaktion das SPIEGEL-Hauptstadtbüro, zuvor war er schon einmal stellvertretender »Bild«-Chefredakteur. Seit August 2020 leitet er das Politikressort bei RTL und n-tv. Dort macht er auch einen wöchentlichen Podcast zusammen mit Jakob Augstein . Im Januar 2025 erscheint sein neues Buch »Falsche Wahrheiten: 12 linke Glaubenssätze, die unser Land in die Irre führen«.
So weit, so einfach: Ein seit 2015 durchgehend ziemlich verlässlicher roter Faden der AfD-Entwicklung bei Wahlen und in Umfragen ist das Thema Migration. Ist es groß, aus welchen aktuellen Gründen auch immer, dann wächst über kurz oder lang auch die AfD. Ist das Thema nicht präsent, hört die AfD auf zu wachsen oder schrumpft. Was die Kritiker Angela Merkels vollends vergessen haben: Bei der Bundestagswahl 2021 schnitt die AfD schlechter ab als bei der Wahl vier Jahre zuvor. Sie sank von 12,6 auf 10,3 Prozent.
Wegen der Flüchtlingskrise sah es 2015/16 zeitweilig übel........
© Spiegel Online
